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Von Tag zu Tag: Aufbau West

Bernd Matthies denkt über das geteilte Theater-Berlin nach

Na, das ist doch schon mal ein Erfolg. 80 Prozent Auslastung im Schlosspark-Theater – damit wären die subventionierten Häuser der Stadt sicher hochzufrieden, und Dieter Hallervorden, der Unsubventionierte, ist es wohl auch. Er hat sein Vermögen investiert, statt es zu vererben, und Berlin profitiert davon.

Berlin? Sagen wir: West-Berlin. Denn der Plan bestand natürlich darin, den kulturell abgeschlafften Südwesten der Stadt zu reanimieren – das ist soweit gelungen. Doch auch die Besucher kommen überwiegend von dort, es handelt sich wohl um jene, die auch die beiden Kudamm-Bühnen frequentieren, weil es dort lustiger und weniger anstrengend zugeht als bei Peymann & Co. Und uneitler sowieso, denn meist sind es kleine Produktionen, Lesungen, nichts, was in Rezensionen donnernden Widerhall fände.

Dennoch ist es eigenartig, wie sich im Jahr 21 nach dem Mauerfall immer noch unsichtbare Grenzen durchs bürgerliche Berlin ziehen. Nehmen wir an, Hallervorden hätte sein Theater in Lichtenberg aufgemacht. Ob dann auch all die Zehlendorfer gekommen wären? Beziehungsweise: Ob dann überhaupt jemand gekommen wäre? Diese Stadt ist immer noch irgendwie seltsam. (Seite 12)

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