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Von Tag zu Tag: Bitte melde Dich

Werner van Bebber wundert sich mal wieder über den Datenschutz

Harte Zeiten waren das, als man sich in Berlin korrekt anmelden musste. Ein gültiger Mietvertrag war Voraussetzung, ein gültiger behelfsmäßiger Personalausweis und viel Zeit, um auf der Meldestelle mit einem Nümmerchen zu sitzen, zu warten und strengen Blicks gemustert zu werden, bevor die Wohnadresse aktualisiert wurde und man einen rechtmäßigen Platz im Melderegister zugewiesen bekam. Doch wer meint, es sei im post-preußischen Berlin besonders korrekt zugegangen – der irrt. Derart geregelte Zustände gelten heute als unrechtmäßig, eine Verschärfung des Melderechts geht nicht. Das ist herrschende Meinung des Datenschutzbeauftragten und des Innensenators. Heute kann man sich anmelden, wo man will, mehr oder weniger ordentlich lebende Leute machen ihr eigenes Meldewesen: Eltern melden sich in der Nähe der gewünschten Schule an, Kriminelle da, wo sie sich garantiert nicht zu den Besuchszeiten polizeilicher Spezialeinsatzkommandos aufhalten. Wenn aber das Melderecht von gestern heute rechtswidrig ist, sollte man die Meldestellen in Melde- Dich-oder-lass’-es-Stellen umbenennen. Oder abschaffen.

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