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Von Tag zu Tag: Die Wette gilt

Stefan Jacobs über den Unterschied zwischen Grünen und Fußballern

Wer sich einen Parteitag der Grünen als eine Art WG-Party mit Strickstrümpfen vorstellt, war lange nicht mehr da. Gestrickt wurde am Samstag nur aus Selbstironie, und spontan waren höchstens die Zwischenrufe. Ansonsten folgte die Dramaturgie einem siebenseitigen Ablaufplan. „10.30 Uhr: Aufbau Innenraum-Deko. Grünes Podium mit flachen Frühlingsblumen, dunkles Skirting der Bühne, links Rednerpult, rechts Zitronenbaum.“ Oder: „12.02 Uhr: Begrüßung der Gäste, siehe Liste, Hr. Dr. Schweitzer nur, soweit eingetroffen.“ Später je drei Redebeiträge, „2 weiblich, 1 offen“ und umgekehrt. „13.15 Uhr: Übergabe Blumen und Geschenk“ an den Gastredner, Dauer: zwei Minuten.

So ähnlich funktioniert ja der Fußballwettenschwindel, nur dass dort im verabredeten Moment nicht geschenkt oder geredet, sondern gefoult oder geschossen wird. Wer aber glaubt, dass hinter dieser so ungrün durchgeplanten Veranstaltung ein Manipulationsversuch steckt, bekommt Entwarnung in Gestalt des wahren Lebens: Weil die Basis nicht rechtzeitig da war, begann der Parteitag bereits mit 39 Minuten Verspätung. Wetten, dass das noch ein paar Jahre so bleibt?

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