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Von Tag zu Tag: Durch die Blume

Andreas Conrad rätselt, warum Renate Künast ihren Strauß wegwarf

Der Brautstrauß dient bekanntlich nicht nur der Dekoration. Er soll die Holde bei der Zeremonie zieren, wird von dieser zuletzt aber mit einem Wurf in die Menge entsorgt und entwickelt dann dem Glauben nach geradezu prophetische Qualitäten: Die Frau, die ihn fängt, wird als nächste gefreit.

Die Grünen waren schon immer für alternative Lösungen gut, das ist wohl auch der Grund für die Variation dieses schönen alten Brauchs durch Renate Künast beim Sonderparteitag am Freitag: Sie warf ihren Strauß schon vor dem Ja-Wort ihrer Getreuen zur Ehe mit den Roten in den Saal. Gewiss, an sich war es nur der Blumengruß zu ihrem letzten Auftritt als Spitzenkandidatin, aber es bleibt eine Geste von hoher, dazu ambivalenter Symbolkraft. Zum einen war es eine geschickt genutzte Möglichkeit (diesmal als Variante des Rotationsprinzips), auf die Wahl eines Nachfolgers indirekt Einfluss zu nehmen, war doch der geschickteste Fänger automatisch prädestiniert. Zum anderen setzt nun der Blumenweitwurf irgendwie auch die SPD unter moralische Pflicht, die Zwangsehe trotz allem doch noch zu vollziehen. Nur eines irritiert: Reis hat niemand gestreut. (Seite 10)

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