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Von Tag zu Tag: Eingefärbt

Andreas Conrad möchte kein blaues Schaf sein

Es ist dieser Tage gerade in Berlin nicht ratsam, jemanden als „Du blaues Schaf“ zu titulieren: Es könnte missverstanden werden und den derart Angesprochenen erzürnen. Und das wäre garantiert nicht im Sinne von Rainer Bonk, dem Blauschäfer. Ihm gilt solch ein blaues Schaf als Inbegriff des Friedens, jedenfalls das von ihm massenhaft hergestellte Modell aus Polyesterharz, das als stattliche Herde am 9. Juli den Schlossplatz bevölkern soll. Zwischen 8 und 20 Uhr will der Aktionskünstler gemeinsam mit der Kölner Künstlerin Bertamaria Reetz seine ultramarinblauen Sendboten eines friedlichen und toleranten Miteinanders auf dem Rasen grasen lassen, getreu dem Motto „Alle sind gleich – jeder ist wichtig“. Eine schöne Idee, doch historisch fragwürdig. Denn wann hat es zuletzt in Berlins Mitte Schafe gegeben? An anderen Orten schon, beispielsweise zu Zeiten der Amerikaner auf dem Flughafen Tempelhof. Gerade dort und gerade zum Abschluss der Modewoche wäre solch eine Polyesterhorde äußerst wünschenswert – als historische Reminiszenz wie auch als Dankeschön für die vierbeinigen Wolllieferanten. Damit einem dies einleuchtet, muss man nicht mal blau sein.

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