zum Hauptinhalt

Von Tag zu Tag: Erste Seh-Hilfe

André Görke gibt Notfall-Tipps für alle, die keinen Platz auf der Fanmeile finden

Sorry. An dieser Stelle müssen wir heute mal ohne Klamauk auskommen, es geht um – ja, genau – Finale und Fußball. Einige Leute denken ja immer noch, Fußball sei eine Frage von Leben und Tod, aber: Völliger Quatsch! Es ist viel, viel mehr als das.

Gut, das haben wir uns jetzt nicht ausgedacht, sondern ein britischer Trainer namens Bill Shankly in den 60er Jahren. Total daneben lag der Mann jedoch nicht. Man musste nur einmal in die Gesichter all jener gucken, die im EM-Halbfinale gegen die Türkei nicht mehr auf die Fanmeile durften, weil sie voll war. „Das ist jetzt doof“ wäre eine sehr freundliche Übersetzung der derben Flüche. Es ist schließlich so: Die Fanmeile mag schön zentral liegen, ist aber auch eine fiese Falle. Wer heute erst gegen 19 Uhr zur Fanmeile schlendert und abgewiesen wird, ist sehr doof dran. Überall Bäume und keine Bilder. Und was nu’?

Hier deshalb unsere Tipps in erster Seh-Hilfe: Am nahen Bundespressestrand gegenüber des Hauptbahnhofs gibt es Platz für 5000 Fans. Etwas weiter – neben der alten Moltkebrücke am Hauptbahnhof – liegt der Zollpackhof. Draußen im Biergarten stehen zwei große Leinwände. Die Adresse? Elisabeth-Abegg-Straße 1 (aber die dürfte bis eben kaum jemand gekannt haben, sie hat nur zwei Hausnummern). Eine Alternative ist die Tentstation neben dem Poststadion in der Seydlitzstraße 6. Leinwand und Stimmung sind prima, die Location ist aber eher klein.

Wer von Süden kommt, rennt zum Potsdamer Platz zurück. Dort wird die Partie im Cinemaxx gezeigt. Und wer von Westen kommt, kann zum Café am Neuen See gehen oder etwas weiter zum Schleusenkrug am Landwehrkanal. Beide haben Leinwände – sind aber auch gut besucht.

Schaden kann’s nicht, heute Abend ein Fahrrad mitzunehmen, um im Notfall einen zeitlichen Vorsprung vor den anderen abgewiesenen Fans herauszufahren. Per Rad ist man fix in der Oranienburger Straße oder Potsdamer Straße.

Ganz unsichere Fans nehmen noch ein Miniradio mit, falls alles schief läuft und man den Anpfiff verpasst. Im Halbfinale ist ja auch keiner gestorben, als das Bild ausfiel. Mit dem Ding am Ohr kann man schon mal zum Ku’damm schlendern. Der liegt vom Großen Stern exakt 2,04 Kilometer entfernt – dann ist man wenigstens bei der Fanparty Erster.

Wobei wir bei jenen wären, die sich gleich nach der Diskonacht um 7 Uhr morgens auf den Weg zur Fanmeile gemacht haben, um in der ersten Reihe vor der Leinwand zu stehen: Durchhalten! Denn nur 15 Stunden und 57 Minuten nach Abpfiff kommt auch schon die DFB-Truppe zum Brandenburger Tor, um sich zu bedanken. Wir sehen uns dann in aller Frische.

Mehr Fußballkneipen im Netz:

www.tagesspiegel.de/em2008

André Görke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false