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Von Tag zu Tag: Flaschengeist

Andreas Conrad trinkt zu Ehren Ronald Reagans eine Coca-Cola

Die Front verlief genau am Tresen. Von außen mochten die Fluten des real existierenden Kapitalismus heranbranden, ein klebrig brauner Tsunami, aber die Theke hielt unerschütterlich wie ein Nordseedeich. Was in den späten Achtzigern einem Ortsunkundigen passiert wäre, den es im „Ex“, der revolutionären Szenekneipe im Kreuzberger Mehringhof, nach einer Coca-Cola gelüstete? Das male sich jeder lieber selbst aus. Viele werden es aber kaum gewesen sein, denn ein Schild warnte unübersehbar, dass solch ein verwerflicher Durst an diesem Ort nicht zu löschen sei: „Wer Coca-Cola trinkt, trinkt den Geist Amerikas“ – ein Zitat, das dem damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan zugeschrieben wurde. Ob zu Recht oder Unrecht, wer weiß, war ja auch egal. Jedem Stammkunden war ohnehin klar, dass hier nur politisch korrekte Brause erhältlich war und er im bewussten Verzicht auf den Griff zur Flasche mit der braunen Brause dem System einen massiven Schlag versetzte.

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