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Von Tag zu Tag: Fürstlich

Andreas Conrad hat ein zu kleines Haus für sozialistische Kunst

Kaiser, Könige, Fürsten als Auftraggeber bildender Künstler haben einen entscheidenden Vorteil: Ihre Wohngebäude haben in der Regel Maße, die nach Werken von erheblicher Quadratmeterzahl verlangen. Der Künstler muss sich also keine Sorge machen, er hätte für all seine tollen Einfälle zu wenig Platz. Die Fürsten des nicht mehr real existierenden Sozialismus teilten diesen Vorzug mit ihren monarchistischen Vorfahren, auch die von ihnen initiierten Zeugnisse der Baukunst wiesen, wenngleich sie kaum mehr Wohnzwecken dienten, imposante Maße auf. Miniaturen als Wandschmuck hätten sich da doch recht mickrig gemacht, es leuchtet also ein, dass auch diese historische Epoche rekordverdächtige Quadratmeterzahlen bei der Kunst hinbekam. Bildtitel wie „Der Mensch, das Maß aller Dinge“ waren daher nicht ganz wörtlich zu nehmen, und auch jetzt setzt den Maßstab nicht der höchst persönliche Kunstsinn eines potenziellen Käufers, sondern die Größe seines Geldbeutels und seines Wohnhauses. Es sollte beides fürstlich sein, dann ist das „Lob des Kommunismus“ bald schon seins.

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