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Von Tag zu Tag: Geht doch!

Gerd Nowakowski ist stolz darauf, im Berlin der Gleichen zu leben

Berlin ist einfach die demokratischste aller Städte. Deswegen liebt uns alle Welt und kommt in Scharen an die Spree. Hier gibt es kein oben oder unten, hier ist das Ideal einer Gesellschaft der Gleichen längst Realität. Der freie Geist kennt kein unterwürfiges buckeln, keine falsche Höflichkeit, sondern nur das ungekünstelte Wort. In Berlin wird ohne Ansehen der Person jeder gleich behandelt – gleich schlecht. Daran arbeiten die Einwohner jeden Tag, um der Maxime des aufgeklärten Preußen-Königs nachzueifern – mit einer kleinen Abänderung. Im Herz des Preußenlandes kann nicht mehr jeder nach seiner Façon selig werden, nein, nach seiner Façon beleidigt werden: Wie es uns gefällt. Der niederländische Schriftsteller Cees Nooteboom sollte sich deshalb glücklich schätzen, in der Staatsbibliothek Empfänger einer unverstellt barschen Ansprache geworden zu sein. Da könnt ja jeder kommen, werden sich die Herren des Lesesaals gedacht haben. Eben. Geht doch! Aber Berlin kann es noch besser. Das zaghaft hörbare „Bitte“ im öffentlichen Raum, die hingehauchte Entschuldigung nach unbeabsichtigter Rempelei kriegen wir doch auch noch weg. Wär’ ja gelacht.

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