Berlin: Von Tag zu Tag: Großkreuz

Es ist schon ulkig, wie sich jetzt alle auf die Zunge beißen. Einst wollte jeder das Gleiche für Schönefeld - und was könnte die Summe aus zwei mittleren und einem kleinen Flughafen anderes ergeben als eben einen Großflughafen? Alternativ war auch der Begriff "Luftkreuz" sehr im Schwange, denn Kopenhagen, München, Bonn und Alma Ata liegen nun einmal in vier verschiedenen Richtungen, womit sich dem unbewaffneten Auge das Bild des Kreuzes förmlich aufdrängt.

Nun hat Manfred Stolpe gesagt, das Wort vom "Großflughafen" sei in der Nähe von Größenwahnsinn anzusiedeln, das mit dem Luftkreuz sei auch Quatsch. Mannesmut vor Fliegerthronen - aber nun geht es doch plötzlich sehr durcheinander mit den Begriffen. Der Ministerpräsident spricht jetzt gern von einem "leistungsstarken" (immerhin!) "Single-Flughafen", was freilich der Diskriminierung von Ehepaaren Tür und Tor öffnet. Sein Berliner Gegenpart Klaus Wowereit hat die Kurve noch nicht ganz gekriegt und nennt das Projekt unverdrossen "internationales Luftverkehrsdrehkreuz", während der Großkandidat Frank Steffel empört ist und bei Stolpe die "Position von PDS-Gysi" aufscheinen sieht. Die IHK will für die "Drehkreuzfunktion" kämpfen, eine sowieso etwas problematische Formulierung, denn das sind ja eigentlich die Dinger, die verhindern, dass es zieht, wenn Leute rein und raus gehen; Flugzeuge könnten sich darin eventuell einklemmen.

Bleibt noch die Lufthansa, die sich nicht klemmt, sondern von einem "leistungsfähigen Flughafen" spricht, "der die Hauptstadtregion direkt mit Amerika und Ostasien verknüpft und innerhalb Europas ein verlässliches Verbindungsnetz bietet". Ein Formelkompromiss, reif für jede Koalitionsvereinbarung.

2007? Sehr witzig. Irgendwann, wenn das letzte Gutachten geschrieben, das letzte Planfeststellungsverfahren gescheitert, die letzte Anhörung niedergebrüllt ist - dann werden wir feststellen, dass Tegel auch ein ganz schöner Flughafen ist. Nur eben kein ganz großer.