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Von Tag zu Tag: Gut gekachelt

Für Lippenstifte gibt es viele Verwendungsmöglichkeiten, wie nicht nur das Beispiel von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher zeigt. Unser Autor hat dennoch noch nie einen benutzt

Mit einem Lippenstift wurden schon die ungewöhnlichsten Oberflächen beschriftet, die der ursprünglichen Bestimmung dieses Geräts einigermaßen zuwiderliefen. Zum Beispiel musste insgeheim ein Oberschenkel von James Bond, der passenderweise einen Schottenrock trug, dran glauben. „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ hieß der Film, in dem ein liebestolles Mädchen auf diese Weise seine Zimmernummer mitteilte. Der Stift, so kann man wohl sagen, erfüllte dabei einen zulässigen kommunikativen Zweck, was auch für hastig auf dem Badezimmerspiegel hinterlassene Telefonnummern gilt, morgens, wenn für weiteren Austausch mit der nächtlichen Eroberung keine Zeit mehr bleibt. Verglichen damit sind die Blitze und Ausrufezeichen der Senatsbaudirektorin geradezu unschuldige Selbstvergewisserungen, existentielle Spuren in ihrem Badezimmer, bei demnächst sechsjähriger Amtszeit und wöchentlicher Notiz wären das über 300 bemalte Kacheln. Die Größe des Bades setzt solchem Treiben eine natürliche Grenze, an der drei Optionen offenstehen: Von vorn beginnen? Zurücktreten? Anbauen? Nun, im vorliegenden Fall wurde der Lippenstift rechtzeitig zur Seite gelegt.

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