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Von Tag zu Tag: Gut mit Hut

Stefan Jacobs über psychologische Rückendeckung für Rot-Grün.

Was Lokalpatrioten zwischen Ostsee und Erzgebirge schon immer gewusst haben, ist jetzt quasi amtlich: Ossis sind die besseren Ampelmänner. Die mit dem Autor dieser Zeilen weder verwandte noch verschwägerte Jacobs University in Bremen hat erforscht, dass der propere Kleine mit dem Hut besser erkennbar ist als sein spacker Westkollege. In einem Experiment ordneten die 20 Probanden der aufblitzenden Ost-Variante stets schneller ihre Bedeutung „Gehen“ oder „Stehen“ zu – was am Bordstein einer Hauptverkehrsstraße durchaus relevant ist. Auch waren sie dank der prägnanten Gestalt des Männchens weniger verwirrt, als plötzlich grüne „Steher“ und rote „Geher“ aufploppten.

Man mag sich kaum ausmalen, wie die Probanden anschließend nach Hause gekommen sind: Bei Grün kannst du stehen, bei Rot darfst, äh, sollst du – ja, was? Bei dem Gehupe hier kann sich ja kein Mensch konzentrieren!

Immerhin ist nun bewiesen, dass der Senat richtig entschieden hat, als er 1998 die Ost-Variante als Standard für alle neuen Ampeln der Stadt festgelegt hat. Auch wenn das alltägliche Verkehrsgetümmel allzu oft nach dem Motto: „Vorwärts immer!“ läuft. Diese Parole stammt zwar auch von kleinen DDR-Männern mit Hüten – aber eben von anderen.

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