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Von Tag zu Tag: Horror vacui

Gunda Bartels weigert sich, das Nichts zu verehren.

Was die Leute bloß immer mit der Tempelhofer Freiheit haben. Schließlich waren schon die leidlich zivilisierten Gallier schlau genug, zu fürchten, dass ihnen jederzeit der Himmel auf den Kopf fallen kann. Und das dürfte bei pfeilerlosen Freiflächen, die nur am Rand lückenhaft bebaut sind, fatale Folgen haben. Außerdem ist der Mensch schon von Alters her ein Hecken- und Stubenhocker, der die Gefahren und Mühen leerer Ebenen scheut und sich nach einer schützenden Stein-, Beton- oder Blechhülle sehnt. Die Höhlen-, nicht die Landebahnmalerei gilt gemeinhin als Zeichen des evolutionären Aufbruchs zu höherer Kultur. Was hat die viel beschworene Gestaltungsfreiheit hier denn bislang hervorgebracht? Den Jahrhundertroman der Generation Tempelhofer Feld? Die Sinfonie der 1000 Jogger? Niente. Nichts außer Schrebergärtnern, Grillern, Radlern. Okay, das mit der internationalen Anziehungskraft funktioniert: Ihr Spacken der Welt, rauf aufs Tempelhofer Feld! Kite-Eater, Roller-Surfer, Frisbee-Dancer – Berlin bietet Euch dollen Raum für krause Hobbys. Wenigstens sind die Freaks so runter von der Straße. Das tröstet darüber hinweg, dass hier der Kult ums Nichts regiert.

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