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Von Tag zu Tag: Knast

Bernd Matthies über Worte, die nicht heißen, was sie sind.

Täuscht der Eindruck, dass das Spielchen nicht ganz neu ist? Vermutlich waren es schon die Abgeordneten der Alternativen Liste in den späten Siebzigern, die dem Senat per parlamentarischer Anfrage gelegentlich was unterzujubeln versuchten – zum Beispiel einen „Abschiebeknast“. Die Grünen sind über solche Sachen hinweg, nun versuchen es die Piraten. Ihr Abgeordneter Fabio Reinhardt fragte dieser Tage nach „Flüchtlingen aus anderen Bundesländern im Berliner Abschiebeknast“.

Klar, dass der Senat auf diesem Ohr taub ist. Ihm sei kein ,Abschiebeknast‘ im Land Berlin bekannt, heißt es in der Antwort, „es wird daher davon ausgegangen, dass die im Land Berlin bestehende Abschiebungsgewahrsamseinrichtung Gegenstand der Kleinen Anfrage ist.“ Kleines politisches Geplänkel, das immerhin ein Sprachmonster auf die Bühne gezerrt hat, die Abschiebungsgewahrsamseinrichtung.

Man könnte also mit „Knast“ viel Platz sparen, aber es ist wohl doch vernünftig vom Senat, diesen Begriff so wenig zu verwenden wie „Knacki“ oder „Bulle“. Immerhin lässt er die Piraten Piraten sein – und ernennt sie nicht zu Angehörigen räuberisch tätiger Seefahrergruppen historischer Prägung.

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