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Von Tag zu Tag: Konservator

Werner van Bebber kann der Politik von Franz Schulz etwas abgewinnen.

Als Politiker ist Franz Schulz eine Art grüner Buddha: Grün ist am Bürgermeister von FriedrichshainKreuzberg, dass er gleichermaßen und gleichberechtigt mit allen redet, die etwas von ihm wollen – mit altlinken Politfreaks wie mit gegelten Investoren. Buddhistisch wirkt die Geduld beim Ausgleich völlig gegensätzlicher Interessen. Die Gegensätze dürften nirgendwo krasser sein als dort, wo Ex-Besetzer, Endlosstudenten, Kommunitaristen, Genossenschaftler, Anarchos und Autonome mit Großunternehmensmanagern, Medienindustrieangestellten und Schwerkapitalinvestoren hoch verdichtet zusammenleben und gucken, wer stärker ist.

Kreuzberg lebt mit und von diesem Gegeneinander: die Brache und das Carloft-Haus. Schulz bemüht sich, die schärfsten Kontroversen so abzumildern, dass das Eigenartige an dem kapital-gepowerten Biotop erhalten bleibt. Da streichelt er auch Hausbesetzer. Er weiß: Kreuzberg lebt von seinem Mythos, teilweise jedenfalls. Und teilweise frisst es ihn auf. Schulz’ Sinn für das Bewahren von Zusammenhängen und Zuständen wäre anderswo in der Stadt auch richtig am Platz. Berlin lebt ebenfalls von seinem Mythos. Und frisst ihn auf. (Seite 10)

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