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Von Tag zu Tag: Krätsch!

Bernd Matthies betritt vorsichtig ornithologisches Neuland.

Die Umgangssprache verrät unsere Ressentiments. „Mein Täubchen!“, gurren wir, wenn uns warm ums Herz ist, während wir eine unleidliche Weibsperson gern als „Nebelkrähe“ schmähen. Das zeigt: Die Taube ist uns trotz all ihrer Nebenwirkungen sympathisch, während die Krähe, groß, schwarz, struppig, sich bestenfalls als geduldet betrachten darf.

Das hat natürlich Folgen. Die Taube hüpft friedlich herum, lässt sich füttern – und macht, schön rosa gebraten, eine gute Figur auch auf dem Teller. Die Krähe hingegen nimmt übel, krätscht missmutig herum, kein Koch würde sie anpacken – und nun geht sie in ihrer Berliner Version auch wieder auf Menschen los, aus Angst um den Nachwuchs, wie es heißt.

Aber stimmt das überhaupt? Dahinter steckt wohl eher ein Kalkül. Die Krähe ringt um hauptstädtische Dominanz, möchte anerkannt und gefördert sein, möchte in die Küchen der Sternerestaurants vordringen. Als Berliner Wappentier wäre sie perfekt, so muffelig und leicht erregbar wie der Berliner selbst.

Aber das gäbe sicher mächtig Ärger mit den Tauben.

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