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Von Tag zu Tag: Kreisel to go

Bernd Matthies über den allerletzten Versuch, eine Ruine loszuwerden

Ach, da weht doch mal der Duft der großen weiten Welt durchs beschauliche Steglitz. Kein geringerer Ort als die Immobilienmesse in Cannes ist ausersehen, den maroden Kreisel nun endlich doch noch loszuschlagen. Russische Oligarchen, US-Filmstars, rasende Rennfahrer – es müsste doch mit dem Teufel zugehen, würde nicht irgendein Geldsack, stimuliert von der mediterranen Sonne, anbeißen. Alles muss raus, jeder kann, jeder darf, das Haus ist, wie man heute sagt, „to go“, der Investor kann es sich gleich einpacken lassen und zu Hause im Garten aufbauen.

Nur wird das nicht passieren. Der Kreisel ist eine Ruine, zumindest das Hochhaus, wo mal das Bezirksamt untergebracht war. Unnützer, asbestverseuchter Büroraum ist so nützlich wie ein Loch im Kopf, zumal in Berlin-Steglitz.

Die preisgünstigste Lösung: stehen lassen. Machen wir ein Mahnmal draus fürs alte West-Berlin und seine unnachahmliche Kunst, das Geld stilvoll aus dem Fenster zu werfen. Was da kichert, ist die große Architektin Sigrid Kressmann-Zschach, die sich posthum köstlich darüber amüsiert, wie sie die Stadt damals aufs Kreuz gelegt hat. (Seite 13)

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