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Von Tag zu Tag: Kurzzug

Stefan Jacobs über die Vorteile spontaner Trennungen.

Erst van der Vaart, jetzt während der Fahrt: Medienwirksame Trennungen gibt’s immer wieder. Diesmal bei einem ICE, der von Berlin nach Hamburg wollte, aber nur teilweise dort ankam. Einen halben Tag lang glaubten alle die von Passagieren gefunkte und auch von der Bahn zunächst bestätigte Version, wonach der Zug sich in voller Fahrt getrennt habe. Ein Kollege malte sich gleich aus, wie es wäre, wenn man in diesem Moment gerade durch den Faltenbalg von einem Waggon in den nächsten … – und erst der Windchillfaktor bei minus sechs Grad und Tempo 250!

Alles Quatsch, leider. Die Geschichte zeigt aber, was man der Bahn zutraut. Und sie illustriert, wie flexibel ein großes Unternehmen sein kann: Hinterer Zugteil kaputt? Fährt eben nur der vordere weiter nach Hamburg, damit wenigstens die Hälfte der Leute halbwegs pünktlich sind.

Dabei war die Trennung einvernehmlich, wie die Bahn später mitteilte. Denn der ICE 1616 hatte dem Lokführer eine technische Störung im hinteren Zugteil gemeldet. Er stoppte den Zug bei Neustadt/Dosse, ging nach hinten – und entkoppelte. Die einen hatten Glück, die anderen blieben zurück. Sich näher kommen als einem lieb ist, das geht bei der Bahn aber sowieso nicht. Züge würden vor einem Auffahrunfall automatisch gebremst, selbst wenn sie sich mal entkoppeln.

Halbe Züge – alles halb so wild? Spontane Zugteilungen unterwegs haben jedenfalls Potenzial: Wenn der Lokführer vor, sagen wir, Wolfsburg partout nicht bremsen will, können aussteigewillige Fahrgäste den hinteren Zugteil künftig einfach selbst abkoppeln. Er hält dann von allein.

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