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Von Tag zu Tag: Lob der Pleite

Andreas Conrad wünscht dem neuen Goya alles Gute

Nehmen wir nur die Krolloper, einst erstes Haus am Platz gegenüber dem Reichstag: Die wollte man Anfang des letzten Jahrhunderts wegen Unrentabilität abreißen, schwang bereits die Abrissbirne, und nur der Kriegsausbruch 1914 bewahrte sie vor dem endgültigen Aus, gab ihr eine weitere Zukunft. Oder das Theater des Westens: Anfangs ein Gebäude mit ebenfalls mangelndem Publikumszuspruch, und wie glänzend stand es später da. Erst nach zwei Pleiten stelle sich der Erfolg ein, so geht ein weit verbreiteter Glaube über die Perspektiven solch ambitionierter Großprojekte. Das lässt hoffen für die Aussichten des Goya am Nollendorfplatz, dem vielleicht sogar die zweite Niederlage erspart bleibt. Denn dass eine einst zentrale Adresse des Berliner Kulturlebens von diesem ganz abgeschnitten wird, kann niemand wünschen. Wenngleich auch bei endlich sich einstellendem Erfolg ein ungutes Gefühl nicht abzustellen ist. Denn wie hell Goyas Stern auch blinken mag – die Aktionäre des gefloppten Edelclubs wie auch die ihrer Entlohnung harrenden Firmen blicken nur in die Röhre.

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