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Von Tag zu Tag: Mut zum Mief

Christian van Lessen freut sich über den Hauptstadtumzug vor zehn Jahren

Was haben die Bedenkenträger im behaglichen Bonn nicht an Einwänden schleppen müssen, um den Hauptstadtumzug ins metroprollige Berlin – wenn schon nicht zu verhindern – zu verzögern. Wo, fragten sie, bietet die Stadt an der Spree denn eine angemessene Unterbringung für Ministerien und sonstige Bundesstellen? Eben!, sagten sie und sonnten sich in wohliger Ablehnung. Sie nörgelten an Berliner Alt- und Plattenbauten herum, fanden etwa vorgegebene Nazi-Architektur zu grausam für ein Bundesfinanzministerium – und das marode, verstümmelte Preußische Herrenhaus zum Bundesrat zu machen – igitt! Immerhin, der damalige Kanzler Gerhard Schröder hatte sich schnell an den Mief des alten Staatsratsgebäudes gewöhnt, das Haus gefiel ihm mehr als der grobe Klotz, für den Amtsvorgänger Helmut Kohl im Spreebogen den Grundstein gelegt hatte. Alles erst zehn Jahre her? Parlament und Regierung freundeten sich überraschend schnell mit Berlin und seinen Gegebenheiten ab. Muss es zehn weitere Jahre dauern, um den letzten Bonner Rest vom Umzug zu überzeugen?

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