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Von Tag zu Tag: Rasur im Park

Bernd Matthies beklagt die brachiale Art Berliner Gartenpflege.

Es wird ein bisschen wärmer, bald könnte es erste frühlingshafte Aufwallungen und frische Blüten geben. Theoretisch jedenfalls, denn praktisch wird das in vielen Anlagen nicht funktionieren – sie werden nämlich gerade gepflegt. Beispielsweise der Neuköllner Körnerpark, ein Kleinod in unwirtlicher Umgebung, wo ein Trupp Arbeiter alles kurz und klein rasiert und dabei massenhaft Äste von Forsythie und Zaubernuss entfernt hat, deren Aufgabe gelbes Blühen im März gewesen wäre.

Eine Augenzeugin fragte ungläubig nach: Ob das nicht ziemlich idiotisch sei? Irgendwie schon, antwortete einer, der wie der Verantwortliche aussah, aber der Auftrag sei nun mal, alles kurz zu halten, soll ja auch nix kosten.

Ja, da hat sich ein Gartenarchitekt mal was gedacht und ein Gartendenkmal geschaffen. Niemand darf der Anlage ein Zweiglein krümmen – außer, er kommt im amtlichen Auftrag und soll kostensparend sauber machen. Kein Wunder, dass sich viele Menschen in Hamburg, der laut EU grünsten Stadt Europas, irgendwie besser fühlen als in Berlin.

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