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Von Tag zu Tag: Schießbörger

Stefan Jacobs über die kulinarische Ertüchtigung des Checkpoints Charlie

Zum zweiten Mal nach 1945 übernehmen die Amerikaner die Kontrolle über den Checkpoint Charlie. Im Frühjahr soll gegenüber dem Mauermuseum ein mit 600 Quadratmetern ziemlich großer McDonald’s einziehen. Es wäre der zweite in Kreuzberg, das aber an dieser Stelle kein bisschen kreuzbergisch aussieht, so dass es auch keinen Lokalkolorit zu verteidigen gibt. Es handelt sich eher um einen zwischenstaatlichen Touristenschmelztiegel, bei dessen Überhitzung dem bisher dominierenden Pizzadönersandwichsushi-Allerlei die Mietpreise zu heiß geworden sind, so dass jetzt ein großes Lokal leer steht. Wirklich schaden kann ein gepflegter Fastfoodladen dem verrumpelten Disneyländchen mit seinen Russenmützenverkäufern und Soldatenschauspielern jedenfalls nicht. Schön wäre es, wenn die Burgermeister etwas vom historischen Geist des Ortes einatmen würden. Schießbörger gibt’s ja ohnehin. Eine Geste an den nahen Osten wäre Muckefuck im McCafé. Die Bestellungen für den Drive-In können nachnutzungsmäßig im verwaisten Kontrollhäuschen auf dem Mittelstreifen abgegeben werden. Dann bekäme auch der ewige Stau hier endlich einen Sinn.

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