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Von Tag zu Tag: Stand-Bahn

Andreas Conrad versteht jetzt endlich, was das S in „S-Bahn“ bedeutet

Der nächste Winter kommt bestimmt – ein historischer Werbespruch, mit dem einst Kohle- und Heizölhändler die Nachfrage während der auftragsschwachen Sommermonate anzukurbeln versuchten. Die Mahnung gewinnt durch das wieder zugespitzte S-Bahn-Chaos unerwartete Aktualität. Nicht, dass man dem Bahnbetrieb je hätte vorwerfen können, seine Züge seien nur unzureichend geheizt. Aber erinnern wir uns an die Lage Anfang des Jahres, etwa am 6. Januar: Fahrgäste mussten bis zu 50 Minuten auf einen Zug warten, ganze Linien wie die S 85 wurden komplett eingestellt. Noch war an zerborstene Räder und marode Bremzylinder nicht zu denken, es war einfach in der Nacht etwas kälter gewesen, Türen und Fahrsperren froren fest – man hatte sie nicht rechtzeitig geschmiert. Schon damals wurde Personalmangel als Ursache beklagt, erkennbar aufgeschreckt hat das die S-Bahnspitze nicht. Hoffen wir also, dass die Bahnmitarbeiter jetzt neben dem Schrauben auch noch zum Schmieren kommen, anderenfalls dürfte nur die Branche der Vermieter jubeln: Mutiert die Stadtbahn zur Standbahn, ist der Trend zur City-Zweitwohnung unvermeidlich.

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