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Von Tag zu Tag: Was sicher ist

Bernd Matthies staunt über ein Strafverfahren am Rande des Irrtums.

Für die achtmonatige Untersuchungshaft wurde ihm Entschädigung zugesprochen“, heißt es lakonisch am Ende unseres kurzen Berichts unten auf dieser Seite. Es hat also der falsche Mann vor Gericht gestanden, nicht der, der im vergangenen Mai eine 35-jährige Frau am Alexanderplatz fast zu Tode getreten hatte. Acht Monate Haft sind eine lange Zeit, und die Justiz hat sich in diesem Prozess sicher nicht mit Ruhm bedeckt.

Der falsche Mann war allerdings kein unbeschriebenes Blatt, und er hat sich während des Verfahrens offenbar auch nicht sehr geschickt verhalten. Doch sein Freispruch trägt den Stempel „erster Klasse“, und die Zeugen haben dazu ebenso beigetragen wie ein Gutachten auf Basis von Kameraaufzeichnungen.

Was können wir daraus lernen? Erstens: Noch so viele Kameras bringen gar nichts, wenn Experten hinterher aus den Bildern nur mit allergrößter Not ablesen können, wen sie nicht zeigen. Und zweitens: Scheinbar prädestinierte Täter können dann eben doch unschuldig sein, was den in derartigen Fällen unausbleiblichen Ruf nach U-Haft wieder einmal sehr hohl klingen lässt. Einfache Lösungen sind selten richtige Lösungen.

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