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Offene Küche, bombastische Einrichtung: das Restaurant Golden Phoenix im "Hotel Provocateur" in Wilmersdorf.

© Gekko Group / promo

Von TISCH zu TISCH: Golden Phoenix

Mit dem Restaurant im "Hotel Provocateur" schlägt Alleskönner The Duc Ngo seine persönliche kulinarische Brücke zwischen asiatischer Heimat und Europa

Um den Tatendrang von The Duc Ngo zur Gänze zu beschreiben, fehlt hier der Platz. Der Berliner Kuchi-Gründer macht und tut, hat sich in Frankfurt mit den Leuten der aufstrebenden Roomers-Hotelgruppe zusammengetan und ist nun natürlich auch in deren ersten Berliner Haus dabei, dem Wilmersdorfer „Hotel Provocateur“.

Man spricht Englisch

Über dessen schwül bombastische Einrichtung irgendwo zwischen Pariser Weltausstellung und Vorkriegs-Saigon mögen andere richten – zu bemängeln hätte ich nur, dass man im Restaurant doch arg niedrig sitzt mit Tendenz zum Lümmeln. Und mir scheint auch, dass der Service nicht unbedingt ständig in die Knie gehen mag. Er muss das, weil es die Speisekarte nur auf Englisch gibt, eine, mit Verlaub, arrogante Geste, die nichts mit Kosten zu tun hat. Die Kellerinnen andererseits, das ist anders als in Neukölln, sprechen einwandfrei deutsch, was zu skurrilen kleinen Dialogen führt, wenn der Gast sich zum Beispiel „Scallops“ übersetzt, korrekt Dim Sum mit Jakobsmuscheln bestellt und dann hört, die gebe es gar nicht. „Aber wir haben die mit Scallops“. Ach! Oder: „Unser Catch of the Day ist heute Dorade“. Das ist einfach nur albern.

Spannungsvoller Start

Genug gemäkelt. Duc Ngo, der sein Glück in Berlin mit (sehr achtbarem) Mittelmaß gemacht hat, will hier höher hinaus, eine persönliche kulinarische Brücke zwischen asiatischer Heimat und Europa schlagen. Die Karte ist relativ klein, die Preise sind relativ hoch. Für den rohen Wolfsbarsch mit Raju-Sauce aus Chili-Öl, getrockneten Shrimps und Pinienkernen sind also 21 Euro fällig, aber dafür bekommt der Gast auch eine äußerst animierende Vorspeise, die das Thema Sashimi spannungsvoll interpretiert. Vier köstliche Enten-Wraps – quasi Peking-Ente als Vorspeise – kosten 16 Euro, die Salatblätter zum Drumwickeln sollen wohl so eiskalt sein. Der Gurkensalat mit Koriander, Enoki-Pilzen und Chili-Öl (6 Euro) hätte zur Harmonisierung noch etwas Standzeit brauchen können. Ganz ausgezeichnet schmecken hier die Dum Sum. Klassisch gedämpft mit den besagten Jakobsmuscheln, Schweinebauch, Pilzen und Sellerie oder als eine Art Ravioli-Variante mit Yuzu-Ricotta, Eigelb-Crumble und Thai-Basilikum (4 Stück je 10 Euro).

Gute Hauptgänge

Typisch für diese Art Restaurant: Die als solche deklarierten Hauptgänge fallen ein wenig ab, ohne aber zu enttäuschen. Die perfekt rosig-saftig gegarte und dann nur knapp gegrillte Entenbrust kam in einer zu sanften, kontrastarmen Sauce aus Mandarinen und Goji-Beeren (21), und die „Spicy Beef Short Ribs“ mit grünem Pfeffer und gebackener Süßkartoffel (23) hätten für meinen Geschmack etwas mehr Biss vertragen können. Aber viele mögen das ja, wenn das Fleisch vom Knochen schon beim scharfen Hinsehen abfällt. Feine, überraschende Desserts: Honig-Soja-Eis mit Gurkenwürfeln, Vanilleöl und Jasmin-Pfirsich-Sauce (10) und gebackene Bananen mit Bananensorbet, Pecan-Nüssen und Thai-Basilikum (11).

Champagner satt

Die guten Weine sind ziemlich teuer kalkuliert, man rechne 6 bis 12 Euro für 0,1 Liter (z.B. 6,50 für den weißen Muschelkalk von Fritz Becker), dazu gibt es eine protzige Champagnerkarte. Was mich zu dem abfällig gemeinten Branchengerücht bringt, hier seien „die Russen“ einquartiert. Richtig ist: Hier waren nach meinen Eindruck auch Russen zu Gast, familiär, völlig unauffällig; die Atmosphäre war angenehm bei beachtlichem Gästezuspruch. Und russisch kam mir auch der sehr höfliche muskelbepackte junge Mann vor, der den Eingang hütete. Berlin eben...

- Golden Phoenix. Brandenburgische Str. 21, Wilmersdorf, Tel. 22 05 60 60, täglich ab 18 Uhr

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