zum Hauptinhalt
Hier sitzt und speist es sich edel: Das Restaurant am Steinplatz ist Teil des gleichnamigen Hotels in Charlottenburg.

© Restaurant am Steinplatz / promo

Von TISCH zu TISCH: Restaurant am Steinplatz

Ambitionierte Küche, delikate Speisen: Dieses Hotel-Restaurant ist auch unter neuer Leitung eine Empfehlung wert

Eigentlich reicht schon ein Blick auf den ersten Gruß aus der Küche, um die Marschrichtung zu erkennen. Nachdem die Hotels Palace und Waldorf-Astoria das Handtuch geworfen haben, wo es um preisgekrönte, innovative Gourmet-Küche geht, schickt sich im Hotel am Steinplatz Nicholas Hahn an, die Sterne verschiedene Titel zum Ruhme des mit Geld aus der Mongolei finanzierten Hauses anzuhäufen. „Fingerfood“ war etwas lässig ausgedrückt für die kleinen Köstlichkeiten, die da auf einem mit Heu gefüllten Tablett lagerten: Zwei Gebäck-Cannelloni waren mit Heusahne gefüllt, schneeweiße Tomaten-Marshmallows in Parmesan gewälzt, violette Rote-Bete-Macarons punkteten mit einer weichpikanten Füllung, das Gruyère-Gebäck war nach klassischer französischer Art gebacken. Dazu gab es einen erfrischenden fruchtig-weinigen Cocktail. Ein guter Auftakt.

Klingt simpel, schmeckt delikat

Die Gänge aus dem jeweils aktuellen Menü kann man sich auch einzeln zusammenstellen. „Gartengurke – Kartoffel – Dill“ klingt simpel, erwies sich aber als durchaus fordernde Vorspeise. Rohe Kartoffeln zu dünnen Spaghettifäden gesponnen und dann zu einer Rolle gewickelt, dazu wirklich saure Gurken und blättrig gebogene Radieschen-Scheiben. Darüber goss die souveräne Kellnerin aus einer ausgesprochen hübschen Porzellankanne eine Sauce aus vergorenen Bohnen. Geschmacklich endete das zwischen sauer, fischig und scharf (15 Euro). Etwas milder ging es bei der rohen Fjordforelle zu. Köstliche, dicke Scheiben, bedeckt mit Perlzwiebel, roter und gelber Bete, Oxalis – das ist eine Art Sauerklee. Darüber wurde am Tisch eine Ceviche gegossen, deren ausdrücklicher Limettengehalt dem Gericht eine heitere bis säuerliche Fruchtigkeit gab (15 Euro).

Kleine Saucen-Show

Da das Restaurant erstaunlich gut gefüllt war, dauerte es noch eine Weile, bis die Hauptgänge kamen. Die Regenbogenforelle in ihrer Haut sah von Ferne aus wie eine runde Wurst, schmeckte aber unglaublich zart und saftig. Dazu gab es bissfesten, leuchtend grünen Brokkoli, ein Miniportiönchen gebranntes Blumenkohlpüree, verschiedene Kräuter und ein raffiniert präpariertes Eigelb mit hauchfeinen Haselnuss-Streuseln. Die Saucen-Show bestand diesmal aus einem Safran Dashi, einer leuchtend gelbe Gewürzsauce (24 Euro). Die Variationen vom Schwein zergingen auf der Zunge. Backe und der in Miso marinierte Bauchspeck waren köstlich, auch die zu einer interessanten Konsistenz hochgejazzte Karotte überzeugte. Ein kleiner Klacks gebranntes Karottenpüree dazu, Zwiebelconfit und ein gehaltvoll reduzierter Jus aus dem Kännchen rundeten die Sache ab (26 Euro). Zum Nachtisch gab’s in Vanillezucker gewälzte Süßkartoffelklößchen, bestechend grünes Petersilieneis, winzige Quitten-Knöpfchen, etwas Apfeliges und Crumble (12 Euro). Dazu passte ein speziell dazu entworfener After-Dinner-Drink mit wenig Alkohol (5 Euro).

Alle Wetter

Mit einem letzten ambitionierten Gruß verabschiedete sich die Küche in den Feierabend. Wasabitörtchen mit Rapsölcreme hatten eine eher schokoladige Konsistenz, Pistazienbiscotti waren erstaunlich locker gebacken, kandierte Oliven mit salzigen und süßen Noten steckten auf kleinen Spießen, und der in Pfeffer gewälzte Mangoquader gab sich mondän. Die Weinpreise sind gesalzen, der vergleichsweise preiswerte rheinhessische Rosé passte aber gut zu diesem Dinner (32 Euro). Schön übrigens, dass dies ein Allwetter-Restaurant ist. In lauwarmen Sommernächten sitzt man gut geschützt im farbig ausgeleuchteten Innenhof. Fazit: Eine sehr gute, streckenweise noch etwas zu angestrengt originell wirkende Küche.

- Restaurant am Steinplatz. Steinplatz 4, Charlottenburg, Telefon 55 44 44 0, täglich 18 bis 22 Uhr.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false