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Schöne Atmosphäre, stylisches Ambiente: das Restaurant "Upside Down" im Artotel in Mitte.

© Artotel / promo

Von TISCH zu TISCH: Upside Down

Das Bar-Restaurant im Ermelerhaus ist wieder auf der Höhe der Zeit - trendig, mit sehr apartem Ambiente und wohlschmeckender Küche

Zu DDR-Zeiten gehörte das Ermelerhaus zu den ersten Adressen, beliebt vor allem bei Diplomaten. Später buhlte ein Gourmetrestaurant um Kunden – angesichts der sich schnell vermehrenden guten Restaurants eine Herausforderung. Aber die Lust auf Pomp und Preisexplosionen in der Gastronomie hat nachgelassen. Ein realistisches Preisniveau für unkomplizierte Köstlichkeiten ist gefragter. Und da finden wir das Haus mit den Rokoko-Wurzeln wieder auf der Höhe der Zeit. Seit kurzem gibt es hier eine trendige Restaurant-Bar, oder soll man sagen: ein Bar-Restaurant? Es ist halt alles etwas verdreht hier.

Apartes Ambiente

Namensgeber für das „Upside Down“ im „Artotel“ ist der Maler Georg Baselitz, der berühmt dafür ist, dass seine Bilder auf dem Kopf stehen. Kostproben gibt es live vor Ort zu bewundern, sogar Originale aus der Serie „Upside Down“. Das Ambiente ist durch die hohe Glasdecke luftig und gemütlich durch kleine Tische und apart geformte Sessel, die sich in Gold und Blaugrün in zwei Räumen um die große Bar formieren. Schade, dass es eine verbreitete Scheu vor Hotel-Restaurants gibt, hier sitzt man angenehm.

Ambitionierte Küche

Die Karte klingt auf Anhieb nicht übermäßig originell, und ich war auch ein bisschen skeptisch, was die Umsetzung betrifft. Aber manchmal erlebt man ja Überraschungen, wenn der Koch das, was er sich gerade zutraut, richtig gut umsetzen kann. Und schon die kleine Zeremonie, mit der der Kellner Salz und Pfeffer auf kleine Teller streute und dann aus einer etikettlosen Flasche sehr gutes Olivenöl dazu goss, ließ ahnen, dass hier mehr Ambition herrscht, als das Programm auf Anhieb verrät. Davon sprach auch das frische Vollkornbrot. Die Vorspeisen könnte man nach Art von Tapas auch zu einer kleinen Tafel zusammenstellen. Feierabend-Sharing ist ein wichtiger Pfeiler des Konzepts, das auch in einer Kinogegend gut aufgehen könnte.

Vorspeisen satt

Wir probierten vier köstliche warme Kalbfleischbällchen mit einer fruchtig frischen Tomatensauce und einem Hauch von Parmesan (6 Euro). Allerlei vom Tintenfisch, in knusprig brauner Panade gebraten und in einem kleinen Schüsselchen serviert, hätte etwas zarter sein können, dazu gab es aber eine wunderbare Chili-Limetten-Mayonnaise (6 Euro). Der Caesar Salat war ein bisschen zu kalt, aber knackig mit passendem Dressing, leider nur wenig Avocado, kompakten, also ebenfalls nicht sonderlich zarten Hähnchen-Balken, kräftigen Parmesan-Streifen und vielen Brot-Croutons. Den eigentlich annoncierten Bacon fand ich zwar nicht, aber er fehlte mir auch nicht (12 Euro). Der gebratene Lachs war über einen Salat gestreut, in dem sich grüne Bohnen unter dicken Brocken Roter Bete verbargen (9 Euro). Für den kräftigen Appetit wäre noch ein mächtiger Burger im Angebot, der am Nachbartisch serviert wurde. Der rosa Prosecco kam wohltemperiert und frisch moussierend aus der Bar, der Spätburgunder Rosé hätte allerdings deutlich kühler sein dürfen (23 Euro). Zum Dessert ist die Tarte Tatin in diesem Restaurant ein Muss. Der französischen Dessertklassiker wird verkehrt herum, also kopfüber gebacken. Eine dicke goldgelbe Ananasscheibe war von der typischen, zarten Karamellschicht überzogen und lagerte auf knusprig-blättrigem Teig (5 Euro). Das war angenehm leicht, aber das Vanilleeis dazu wohl nicht selbstgemacht. Zum New Yorker Käsekuchen gab es eine großzügige Portion Erd- und Brombeeren sowie Honigkresse (5 Euro).

Zum Essen ins Hotel

Der Service ist freundlich, ringsum saßen überwiegend Hotelgäste. An solchen Orten versteht man die Faszination, die Berlin auf Gäste aus aller Welt ausübt, noch besser. Das Ambiente ist unvergleichlich in seiner Kombination aus alt und zukunftsweisend, und es wird von der Küche apart in Szene gesetzt.

- Restaurant Upside Down im Ermelerhaus. Wallstr. 70, Mitte, Tel. 240620, geöffnet tägl. ab 6.30 Uhr

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