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Berlin: Vor 106 Jahren gründeten Berliner Vegetarier am Rande von Oranienburg eine Genossenschaft

Der wohl schönste Name für eine Siedlung im Berliner Umland ist im westlichen Teil von Oranienburg zu finden. "Eden" leuchtet es an der viel befahrenen Bundesstraße 273.

Der wohl schönste Name für eine Siedlung im Berliner Umland ist im westlichen Teil von Oranienburg zu finden. "Eden" leuchtet es an der viel befahrenen Bundesstraße 273. Dahinter verbirgt sich eine vor 106 Jahren von Berliner Vegetariern gegründete Obstbaugenossenschaft mit heute rund 1500 Menschen. An diesem Wochenende laden die Bewohner zum Herbstfest ein. Am Sonnabend und Sonntag öffnen Stände mit erntefrischen Bio-Produkten, gibt es Informationen rund um die gesunde Ernährung und sorgen Kulturgruppen für Unterhaltung.

Viele Diskussionen werden sich um die Zukunft dieser Genossenschaft drehen. "Wir bieten zwar auch bei uns nicht den Himmel auf Erden", sagt der Edener Geschäftsführer Gerhard Semper. "Doch zumindest wollen wir weiter bei uns ein bisschen davon träumen." Der einst hohe Anspruch auf eine rein pflanzliche Ernährung sei im Laufe der Zeit nicht durchgehalten worden. Vor allem zu DDR-Zeiten hätten viele Familien hier ein Grundstück erworben, die sich keineswegs als Vegetarier fühlten. Heute gehe es um den Gemeinsinn in der Genossenschaft, die gegenseitige Hilfe und Achtung. Derzeit werde das meiste Obst und Gemüse aus den großen Gärten noch für den Eigenbedarf angebaut. Das soll sich künftig ändern. Schon jetzt würden sonnabends neben dem täglich geöffneten Naturkostladen eigene Produkte angeboten, teilte Semper mit.

Sehr zum Ärger der heutigen Genossenschaftsleitung kann das alte Warenzeichen mit den drei Tannen nicht mehr für die Werbung für Lebensmittel aus dem Oranienburger Ortsteil verwendet werden. Das Zeichen Eden wurde nach der Wende wohl ziemlich hastig an den Schweizer Konzern Sandoz/Novartis verkauft, um die Genossenschaftsarbeit zu finanzieren.

Doch der Fehler, hier leichtfertig eine große Vermarktungschance aus der Hand gegeben zu haben, wurde zu spät bemerkt. Nach langen Streitigkeiten einigte man sich vor einigen Wochen außergerichtlich: Die Schweizer behalten den Namen Eden für alle Obst- und Gemüsesäfte, während die Ur-Edener sich mit Druckerzeugnissen und ökologischen Baustoffen zufrieden geben müssen.Die Obstsiedlung Eden befindet sich etwas außerhalb vom Oranienburger Zentrum an der B 273 in Richtung Germendorf.

Ste.

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