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Berlin: Vor der Wand

Von Bernd Matthies Es war, sagt der Feuerwehrsprecher, wie eine Wand, die plötzlich da war. In Schwanenwerder, und überall anderswo in Berlin.

Von Bernd Matthies

Es war, sagt der Feuerwehrsprecher, wie eine Wand, die plötzlich da war. In Schwanenwerder, und überall anderswo in Berlin. Wenige Berliner werden sich an ein ähnliches Wetterphänomen erinnern können, und ebenso wenige werden einen ähnlichen Schock am nächsten Morgen erlebt haben, als nämlich gestern Vormittag die praktische Anschauung der eher theoretischen, aus dem Fernsehen gewonnenen Erkenntnis eines schweren Sturms mit Todesopfern folgte. Die Bäume, die Autos, die nur notdürftig passierbar gemachten Straßen – haben wir in Berlin schon einmal vorher so Furcht erregend nah in die Abgründe der Natur blicken müssen?

Der Schock ist vor allem deshalb so groß, weil unsere gesamte Region doch so privilegiert ist, was Katastrophen angeht; das größte persönliche Risiko schien bislang darin zu bestehen, beim Oderhochwasser nasse Füße zu bekommen. Alle paar Jahre wurde auch mal jemand vom Blitz getroffen - das durften wir als eine Art negativen Lottogewinn abtun. Nun: Tote, Verletzte. Und das, obwohl doch anscheinend niemand einen Fehler gemacht hatte. Und sogar die tödlichen Bäume von Schwanenwerder waren überprüft und für sicher befunden worden.

Möge sich jeder seinen Reim darauf machen. Den Klimaschutz ernster nehmen. Die Versicherungssumme erhöhen. Das Auto stehen lassen. Und darüber nachdenken, dass auch die zivilisierteste Zivilisation immer nur einen Schritt neben dem Abgrund siedelt. Und einen Schritt vor der Wand.

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