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© Davids

Vor Islamkonferenz: Innensenator Körting will Moscheen besuchen

Im Mai tagt die Islamkonferenz erstmals unter der Bundesinnenminister de Maizière. Berlins Innensenator besucht bis dahin vier Moscheen in der Hauptstadt, um zu erklären, dass "Muslime zu Berlin gehören".

Wie viele Kinder ein Innensenator hat, spielt in der Öffentlichkeit selten eine Rolle. Beim Besuch in der Gazi Osman Pasa Moschee in Neukölln am gestrigen Freitag gab es da eine Ausnahme. „Ich habe vier Kinder“, verkündete Adem Tanriseven stolz. „Ich habe fünf“, entgegnete Ehrhart Körting. Worauf Adem Tanriseven, der zweite Vorsitzende des Moscheevereins, an seinem Teeglas nippte und anerkennd die Augenbrauen lupfte.

Körting, Berlins Innensenator (SPD), besucht bis Mitte Mai gezielt vier Moscheen. Denn am 17. Mai tagt die Islamkonferenz, die Ex-Bundesinnenminister Schäuble ins Leben gerufen hatte. Sie tagt dann zum ersten Mal unter Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). Anders als in Schäubles Islamkonferenz wurde diesmal der Verein Milli Görüs und sein Dachverband Islamrat ausgeladen, da die Staatsanwaltschaft gegen führende Persönlichkeiten von Milli Görüs ermittelt, unter anderem wegen Steuerhinterziehung und Bildung einer kriminellen Vereinigung. Körting findet es „kein gutes Zeichen“, dass deswegen der ganze Verband ausgeladen wurde. Um das zum Ausdruck zu bringen, besucht er nun demonstrativ Moscheevereine, die nicht in der Islamkonferenz vertreten sind. Die Gazi Osman Pasa Moschee in einer ehemaligen Knopffabrik in der Schöneweider Straße gehört zur Islamischen Föderation, die Milli Görüs nahe steht. „Jeder macht doch mal Fehler, Sie doch bestimmt auch, Herr Körting“, sagt Moscheevorstand Tanriseven, „da kann ich doch nicht gleich die ganze SPD in Haft nehmen.“

Nach dem Tee drängt sich Körting mit hunderten anderen jungen und älteren Männern eine enge Treppe nach oben zum Gebetsraum. Körting kniet sich mit den anderen hin, steht auf, kniet wieder. Vorne ruft der Muezzin, später predigt ein vielleicht 16-jähriger Imam-Lehrling auf Türkisch. Es geht um Kinder, die der größte Segen Gottes seien und wichtiger als alles andere im Leben. Deshalb müssten sich die Eltern gefälligst um sie kümmern. Körting hält eine kleine Ansprache, versichert den Betenden, dass „Muslime zu Berlin gehören“ und wie wichtig es ist, „dass wir alle zeigen, dass wir hier gut zusammen leben können“.

Nach dem Gebet sitzt der Senator eineinhalb Stunden mit Gemeindemitgliedern zusammen. Es geht ums Kopftuch und Diskriminierung, um Ausbildungsmöglichkeiten und wie man Eltern motivieren kann, die Kinder zu fördern. Am vehementesten, ja fast ein bisschen penetrant, diskutiert eine junge Frau mit Kopftuch mit dem Politiker. Sie studiert Jura, sagt sie, und wirft Körting vor, dass sie mit Kopftuch nicht Richterin werden könne. Eine andere sagt, dass sie Lehrerin werden wolle, aber auch das sei ihr ja verwehrt. Man werde eben nicht akzeptiert, ist der allgemeine Tenor, weil man nicht ins Bild vom Abendland passe. Dabei gebe es dieses gar nicht mehr, weil die Christen ihren Glauben nicht ernst nähmen.

Körting hört sich die Vorwürfe an, erklärt, warum er es sinnvoll findet, dass Richter keine religiösen Symbole tragen dürfen und sagt, dass er sich „vorstellen kann, dass die Debatte noch einmal neu aufgerollt wird, was die Lehrerinnen angeht“. Aber dass das Abendland untergegangen ist, mag er so nun wirklich nicht stehen lassen. „Und im Übrigen“, sagt Körting, „ist der Orient noch der Orient? In Beirut komme ich mir manchmal vor wie auf der Königsallee in Düsseldorf.“

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