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Wachschutz: Schulen fürchten neue Konflikte

Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky will Schulen bei Bedarf einen privaten Wachschutz zur Verfügung stellen. Die Idee kommt nicht bei allen Schulen gut an.

Das Bezirksamt Neukölln unter Führung von Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) will Schulen bei Bedarf einen privaten Wachschutz zur Verfügung stellen. Die Idee kommt nicht bei allen Schulen gut an. Manche Schulleiter fürchten, private Sicherheitsdienste könnten neue Konflikte provozieren, besonders dann, wenn sie nicht speziell für den Umgang mit Jugendlichen ausgebildet sind.

Um Gewalt vorbeugen zu können, sei wichtig, dass die Schüler Vertrauen in eine Amtsperson haben, sagen etwa Lehrer der Kurt-Löwenstein-Hauptschule. Zu den Schutzpolizisten ihres Polizeiabschnitts hätten die Schüler inzwischen ein gutes Verhältnis, selbst die Problemschüler. Bei privaten Wachdiensten müsste man erst wieder neu Vertrauen aufbauen.

Auch der Schulleiter der Kepler-Oberschule ist skeptisch. „Die Jugendlichen wollen testen, wie weit sie gehen können“, sagt Wolfgang Lüdtke. „Um darauf angemessen reagieren zu können, muss man Fingerspitzengefühl, Geduld und Strategien zur Deeskalation mitbringen.“ Er bezweifelt, dass private Sicherheitskräfte dafür geschult sind, und fürchtet neue Konflikte. Wenn überhaupt, sollten Polizisten dafür herangezogen werden. Deren Uniform schaffe Autorität, nicht aber die privater Wachdienste.

Andere Schulen haben schon Erfahrung mit privaten Sicherheitsdiensten gesammelt und begrüßen den Beschluss des Bezirksamtes. Beim Schulfest haben private Sicherheitsleute bei den Einlasskontrollen geholfen, sagt Gabriele Holz von der Otto-Hahn-Gesamtschule. So könne manche Schule akut unterstützt werden, flächendeckend oder dauerhaft sei privater Wachschutz aber keine Lösung. So sehen es auch Buschkowskys Parteikollegen und die FDP-Bildungspolitikerin Mieke Senftleben: Wenn es nur um einzelne Schulen gehe, okay, flächendeckend sei es nicht die Lösung. Bei der Rütli-Schule habe man auch für kurze Zeit einen Wachdienst eingesetzt, als sich die Situation verbesserte, wurde dieser aber wieder abgezogen, sagt Felicitas Tesch, die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Statt amerikanischer Verhältnisse mit Wachschutz vor Neuköllns Schulen wünscht sie sich ein Gesamtkonzept zur Gewaltprävention für die ganze Stadt, das Sicherheitskräfte, Sozialarbeiter und pädagogische Ideen verbindet.

Der Koalitionspartner geht auf Distanz. „Mir scheint, dass Buschkowsky eher auf Effekt setzt als auf eine Lösung“, sagt Steffen Zillich, der bildungspolitische Sprecher der Linken. Statt private Sicherheitsleute vor der Schule zu postieren schlägt er eine bessere Kooperation mit der Polizei vor. Auch die Grünen und die CDU halten von der neuen Idee nichts. Es ist wichtiger, „dass Vertrauen zwischen Schulen und Polizei aufgebaut wird“, sagt Özcan Mutlu von den Grünen. clk

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