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Berlin: Wälder und Parks sind völlig vertrocknet

Das außergewöhnlich heiße und trockene Wetter setzt derzeit besonders der Natur zu. Die Feuerwehr musste am vergangenen Wochenende zu mehreren Großeinsätzen am Stadtrand ausrücken.

Das außergewöhnlich heiße und trockene Wetter setzt derzeit besonders der Natur zu. Die Feuerwehr musste am vergangenen Wochenende zu mehreren Großeinsätzen am Stadtrand ausrücken. Allein in Staaken verbrannte am Sonntag ein 35 Hektar großes Kornfeld. Die Feuerwehr, die extra einen Großraumtankfahrzeug vom Flughafen Tegel schicken musste, konnte mit Mühe das Übergreifen der Flammen auf eine Kleingartenkolonnie und Wohnhäuser verhindern. Damit der Tiergarten nicht völlig austrocknet, wässert dort derzeit "alles, was Hände und Füße hat", sagt der leitende Baudirektor des Bezirks, Johann Schilcher. Der vergangene Juli war der viertheißeste Juli in diesem Jahrhundert und laut Thomas Globig, Meteorologe von Meteofax "deutlich zu warm und zu trocken".5000 Kubikmeter Wasser pumpt das Bezirksamt Tiergarten täglich aus dem Landwehrkanal in den Volkspark, um Wiesen, Sträucher und Bäume mit ausreichend Wasser zu versorgen - mehr darf der Bezirk dem Kanal nicht entnehmen. "Pro Tag sind 30 Leute mit dem Bewässern beschäftigt", sagt Johann Schilcher. Wenn Freizeitsportler allerdings Fußball auf den Parkflächen spielen, kann das den Boden bei diesen Temperaturen durchaus ruinieren. So klagt das Neuköllner Umweltamt über eine gerade frisch angepflanzte Wiese in der Hasenheide, die bereits wieder aussieht wie ein brauner Acker. "Das Wetter setzt den Parks zu", sagt Jürgen Witte, Oberbauleiter in Neukölln. "Wenn die Leute nicht bereit sind, bei einer frisch gesäten Wiese auch mal auf die Nutzung zu vezichten, ist es schwer, den Rasen zu retten." Auch der Mauerpark an der Bernauer Straße gleicht derzeit eher einer mongolischen Steppe als einer Grünfläche.Das Problem sind nicht ungewöhnlich hohe Temperaturen - der Juli lag zwei bis drei Grad über dem Durchschnitt -, sondern die geringe Regenmenge sowie die extrem trockene Luft. "Der Juli war sehr trocken", sagt der Meteorologe Globig. "Die relative Luftfeuchtigkeit lag mit 25 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt und wir hatten nur ein Drittel bis die Hälfte der üblichen Regenmenge." Die Auswirkungen wären viel schlimmer, wenn die Wasserbestände aus dem Frühjahr nicht so groß wären.Während in Brandenburg Wälder und Wiesen schon lichterloh gebrannt haben, ist Berlin so noch weitgehend verschont geblieben - der Brand in Staaken war diesen Sommer der bisher einzige Großbrand in der freien Natur auf Berliner Stadtgebiet. Am Sonntag konnte die Berliner Feurwehr deshalb bei einem Großbrand in Potsdam-Mittelmark helfen - 10 000 Quadratmeter Stroh brannten auf einem Feld ab, nach Angaben von Wolfgang Rohwenhagen von der Feuerwehr ein ungewöhnlich schwerer Band. Feuerwehr und Förster verfolgen in Berlin allerdings auch eine andere Politik als ihre Brandenburger Kollegen. "Wir lassen die Leute in die Wälder, weil so Waldbrände früher erkannt werden", sagt Rohwenhagen. "Stattdessen sind die Förster fleißig unterwegs." Das Berliner Pflanzenschutzamt geht davon aus, dass die momentanen Temperaturen noch kein Problem für die Wälder sind. "Ein gut verwurzelter Baum an einem richtigen Standort ist dazu ausgelegt, so einen Sommer zu überstehen", sagt Hartmut Balder vom Pflanzenschutzamt.Auch die Wiesen erholen sich bei einem guten Regen schnell. Ein größeres Problem sind da schon die rund zwanzigtausend Jungbäume in der Stadt, die noch keine tiefen Wurzeln schlagen konnten und deshalb sehr hitzeanfällig sind.Entlastung könnte das Klima in der zweiten Wochenhälfte bringen. Meteofax rechnet damit, dass das Wetter noch bis Morgen heiß und sonnig bleibt. Ab Donnerstag soll die Luft dann schwüler werden, einzelne Schauer sind wahrscheinlich. Bis zur kommenden Woche kühlt die Temperatur bis auf 25 Grad ab. Dann ist es wieder ein ganz normaler August.

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