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Wäsche und Kaffee. Ulrich Guttmann vor seinem Laden in der Torstraße 115 in Mitte.

© Axel Völcker

Berlin: Wäsche und Kaffee

„Im Sommer platzt hier der Mond“, sagt Ulrich Guttmann und meint damit die vielen Touristen, die dann aus ihren Hostels in seinen Laden strömen, um ihre Straßen- und Ausgehoutfits zu waschen oder ein Stück New York Cheesecake zu essen. 14 Mieles drehen ihre Trommeln, während der Inhaber zwischen Cafétresen und Waschsalon hin- und hertippelt.

„Im Sommer platzt hier der Mond“, sagt Ulrich Guttmann und meint damit die vielen Touristen, die dann aus ihren Hostels in seinen Laden strömen, um ihre Straßen- und Ausgehoutfits zu waschen oder ein Stück New York Cheesecake zu essen. 14 Mieles drehen ihre Trommeln, während der Inhaber zwischen Cafétresen und Waschsalon hin- und hertippelt. Das junge spanische Pärchen, dem er gerade die Temperatur des Waschgangs eingestellt hat („Kochen?“ – „No!“), möchte jetzt einen Kaffee trinken. Der Mann aus Prenzlauer Berg, der gleich drei Waschmaschinen mit Oberbetten befüllt hat, bekommt seine Steppdecken nicht trocken. „Ist das Synthetik?“, fragt Guttmann ihn, nachdem er die Cappuccinos serviert hat, „da kannste drei Tage warten, ehe das trocken wird.“

„Stylish“ habe er seinen Laden eingerichtet, sagt Guttmann. An den Wänden bunte Retrotapete, davor Sofas, Nierentische, Schalenstühle aus den Fünfzigern, auf der gegenüberliegenden Seite Waschmaschinen und Trockner. „Stylish“ ist auch Guttmann, mit seinem blütenweißen Hemd und der Samtweste ziemlich fein für die Waschküche. Seine Garderobe wäscht der Inhaber „selbstverständlich“ im Salon und „natürlich“ ohne Weichspüler, denn parfümierte Wäsche mag er nicht. Ähnlich handhaben es die Japaner, die seinen Kombiladen lieben, sowie die Australier und Amerikaner. Letztere waschen ihre Klamotten nur bei 30 Grad. „Kaltwäsche“, Guttmann schüttelt den Kopf.

Vor 19 Jahren hat der Waschmann, der sein Alter „auf keinen Fall“ verraten möchte, seinen Salon in der Torstraße eröffnet. Ein ungewöhnlich langer Zeitraum für den dynamischen Kiez rund um den Rosentaler Platz. Weil die saubere Wäsche allein nicht genug Gewinn abwarf, erweiterte Guttmann, der in seinem vorherigen Leben in Ost-Berlin Inhaber mehrerer Bars war, seine Waschküche um ein Café. Keine große Idee, eher ein kluger Schachzug, so kompensiert das Kaffee- das Waschgeschäft an nicht so guten Tagen. Und das, obwohl die Tasse Cappuccino im Waschsalon nur 1,70 Euro kostet.

Waschsalon 115 Café & Bar, Torstraße 115, Mitte

Mo.-So. 6-23 Uhr, Tel.: 0173-671 06 25, www.waschsalon-berlin-mitte.de

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