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Berlin: Waffen waren seine Leidenschaft

Prozess gegen 59-Jährigen, der Sprengstoff im Keller lagerte

An seinen Händen und Armen sind die Spuren deutlich zu sehen. Werner B. sagt, dass er morgens noch starke Schmerzen verspüre. Am 31. März flog ihm ein Sprengsatz um die Ohren. „Ich war einen Moment unaufmerksam“, sagt er den Richtern. Damals hatte er wieder einmal mit einer Lötlampe hantiert. Wieder einmal wollte er eine Handgranate basteln. Waschbenzin stand daneben. „Auf der Heizung lag Schwarzpulver zum Trocknen“, erinnert sich der Angeklagte. „Da gab es eine Kettenreaktion.“

Der 59-jährige Werner B. muss sich seit gestern wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und fahrlässigen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion vor dem Landgericht verantworten. In seiner Wohnung in der Kreuzberger Kloedenstraße und im dazugehörigen Keller fanden die Ermittler 349 selbst gebaute Handgranaten, 176 Kilogramm Explosivstoffe, zwei Maschinenpistolen, 67 Pistolen, Revolver oder Gewehre sowie mehr als 18 000 Schuss Munition.

Der gelernte Feuerwerker und Sprengmeister B. sagt, er habe die Dinge stets so gelagert, dass nichts passieren konnte. „Wassereimer standen immer zur Sicherheit im Keller.“ Auch eine Spezialtür habe er eingebaut. Als es zur Explosion kam, krachte die Stahltür aus dem Rahmen. Werner B. sagt, er habe im Jahr 2000 mit dem Basteln von Handgranaten begonnen, weil ihn seine Arbeit bei einem Munitionsbergungsdienst nicht zufrieden gestellt habe. Als er sah, dass er beruflich keine Chance zum Sprengen bekam, habe er es privat gemacht. „Sind sie ein Waffennarr?“, fragt der Richter. Der Angeklagte lächelt. „Ich würde sagen: ein Liebhaber.“ Schon als Zwölfjähriger habe er sich für Chemie interessiert.

Kerstin Gehrke

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