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Wahlumfrage: Künast fehlt "Berlin-Gen"

Laut einer Umfrage liegt Klaus Wowereit in der Wählergunst der Berliner wieder vor der designierten Grünen-Spitzenkandidatin Renate Künast. Die Grünen sind alarmiert.

Von Sabine Beikler

Richtig verstehen können es die Grünen nicht, dass ihre designierte Spitzenkandidatin Renate Künast in der Wählergunst wieder hinter den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) zurückgefallen ist. Aber sie sind alarmiert: In einigen Punkten müsse „nachgearbeitet“ werden, hieß es. Was die persönlichen Werte betrifft, lag Künast nach einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap im September mit 43 Prozent vor Wowereit mit 37 Prozent. Einen Monat später kommt Wowereit wieder auf 42 Prozent, fünf Prozentpunkte vor Künast. Vor allem im Profilvergleich punktet Wowereit: 64 Prozent sagen, er passe besser zu Berlin als Künast (20 Prozent), er sei sympathischer und kenne die Probleme der Bürger besser. „Wowereit hat das Berlin-Gen“, sagt Infratest-dimap-Geschäftsführer Richard Hilmer. Er könne besser auf die Bürger zugehen und schneller Zugang finden.

Dass sie offenbar mit einem „Rückfahrticket“ in den Wahlkampf zieht, werde ihre Position nicht verbessern, sagt Hilmer. Aus Parteikreisen verlautet, sie würde ihr Amt als Bundestagsfraktionschefin nur im Fall der Wahl zur Regierenden Bürgermeisterin aufgeben. Als Senatorin oder Oppositionsführerin stünde sie nicht zur Verfügung, heißt es. Das sieht auch Parteienforscher Oskar Niedermayer von der Freien Universität als problematisch. „Der Wähler wird das nicht goutieren.“ Über die gesunkenen Werte für Künast sagt der Politologe: „Der Hype um die Person Künast ist vorbei.“ Jetzt komme es auf Inhalte an.

Wie sich eine im Vergleich zu Wowereit distanzierter wirkende Künast als „Landesmutter“ präsentieren kann, daran arbeiten die grünen Strategen. Es geht nicht um einzelne Punkte, sondern um eine Gesamtstrategie, die Künast als landesweite Problemlöserin dastehen lässt. So eine „Berlin-Story“ wird zurzeit erarbeitet. „Die Partei muss in allen inhaltlichen Bereichen Kontur zeigen, da es bei der Wahl um das Amt des Regierenden Bürgermeisters geht. Das ist eine absolute Herausforderung“, sagt Hilmer.

Renate Künast liegt in zwei wichtigen Punkten vor Klaus Wowereit: 42 Prozent halten sie für glaubwürdiger (29 Prozent). 48 Prozent sind der Meinung, Künast setze sich stärker für soziale Gerechtigkeit ein (23 Prozent). „Die SPD ist in zentralen inhaltlichen Punkten noch nicht auf der Höhe“, sagen Hilmer und die Parteienforscher Niedermayer und Peter Lösche. Den bundesweiten Negativtrend nach der Agenda 2010 hat die SPD noch nicht überwunden. Die Parteienforscher sagen aber auch: Die SPD ist stark kampagnenfähig, und eine „Anti-Wowereit- Stimmung“ ist auch nicht erkennbar. „Gewonnen ist für die Grünen die Wahl noch nicht“, sagt Niedermayer, obwohl die Werte für die Berliner Grünen im Vergleich zu September um zwei Prozentpunkte auf 30 Prozent gestiegen sind. Die SPD liegt mit 22 Prozent acht Punkte dahinter, gefolgt von der CDU (20 Prozent), der Linken (17 Prozent) und der FDP, die mit drei Prozent den Einzug ins Parlament derzeit nicht mehr schaffen würde. Sabine Beikler

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