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Berlin: Warum der schnellste Aufzug Europas ebenso schnell stecken blieb

Als schnellsten Aufzug Europas hatte DaimlerChrysler den Lift zur Aussichtsplattform seines Hochhaus am Potsdamer Platz am 15. April vorgestellt.

Als schnellsten Aufzug Europas hatte DaimlerChrysler den Lift zur Aussichtsplattform seines Hochhaus am Potsdamer Platz am 15. April vorgestellt. Doch so schnell er oben und wieder unten ist, so schnell blieb er offenbar auch stecken: Nachdem ein Blitzeinschlag am Sonntag bereits den Hauptstromkreis und damit alle Fahrstühle lahmgelegt hatte, hing der Aufzug am Dienstag schon wieder fest. Ein durch den Blitz verursachter Schaden stecke dahinter, begründete Unternehmenssprecher Mark Münzing. Ab sofort werde es jedoch keine Pannen mehr geben, versprach er. Der Stromkreis sei wieder komplett.

Von der Aussicht aus 93 Metern Höhe war Bodo Linden am Dienstagnachmittag noch ganz beeindruckt. Doch der Weg zurück zur Erde wurde für ihn zum Albtraum. Als er gegen 16.15 Uhr wieder in den Fahrstuhl gestiegen war, wurde es plötzlich finster. Sanft kam die Kabine zum Stehen. Eine Reisegruppe aus Ungarn, der Fahrstuhlführer und Linden saßen fest. Zwar konnte schnell Kontakt zu den Technikern im Haus hergestellt werden, "doch die schienen keine Ahnung zu haben, wo wir genau feststecken". Die Tür ließ sich von Hand öffnen, davor war aber nichts als eine Betonwand, kein Hinweis, dass sie sich zwischen der ersten und der zweiten Etage befanden. Immerhin hatte der Fahrstuhlführer eine Taschenlampe dabei. In den vergangenen Wochen hatte es bereits einige kleinere Ausfälle gegeben, weil die zwei getrennten Stromkreise noch zusammen geschaltet waren. Nach 15 Minuten konnte die Fahrt laut Protokoll fortgesetzt werden. Für die acht Insassen wurden jedoch Minuten zu Stunden. "Es gab keine Möglichkeit, sich hinzusetzen, wir standen Körper an Körper", erinnert sich der herzkranke Bodo Linden mit Unbehagen. Die ungarischen Touristen verstanden kein Wort Deutsch. In solchen Situationen zeige sich der Nutzen von Fahrstuhlführern, meinte Münzing. "Unsere Leute sind zwar keine Diplompsychologen, wissen aber schon, wie man die Leute beruhigt". Endlich heil unten angekommen, habe man den Fahrgästen angeboten, auf den Schreck einen Kaffee zu trinken und das Eintrittsgeld zurückerstattet.

Als Ursache für den Ausfall wurde eine Zusatzsicherung im Nebenstromkreislauf ermittelt. Offenbar war sie durch den Blitzeinschlag am Sonntag beschädigt worden. Ein Testlauf beider Fahrstühle - des Expresslifts für die Besucher und des Feuerwehr-Lifts - in der Nacht zu Mittwoch sei problemlos verlaufen. Alle Nebensicherungen wurden ausgetauscht. "Es war ein Problem des Stromkreises, die Technik ist 100-prozentig in Ordnung", so Münzing.

Ursprünglich war gar keine öffentliche Nutzung für das DaimlerChrysler-Hochhaus vorgesehen. Erst während der Bauarbeiten habe man dies in Betracht gezogen und deshalb den High-Tech-Aufzug der Firma Thyssen installiert. Von Überlastung könne keine Rede sein, meinte Münzing. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 8,4 Metern pro Sekunde handele es sich um den schnellsten Fahrstuhl Europas, wirbt der Hersteller. Bis auf das Raketenstartgefühl hat der Nutzer allerdings wenig davon. Bis zur Plattform in 93 Metern Höhe braucht der Aufzug durchs Beschleunigen und Abbremsen 20 Sekunden. Durchschnittlich ist er damit sogar langsamer als der Lift des Fernsehturms. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 6 Metern pro Sekunde braucht der für 203 Meter bis nach ganz oben nur 40 Sekunden.

Nora Damme

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