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Berlin: Was Berlin vom Beispiel Dresden gelernt hat

Die wirtschaftliche Lage Berlins ist schlecht – aber nicht aussichtslos. Auch das ist dem Städtetest zu entnehmen: An den Erfolgen der Haushaltskonsolidierung gemessen, landet Berlin im Bundesvergleich auf Platz 15 von 50.

Die wirtschaftliche Lage Berlins ist schlecht – aber nicht aussichtslos. Auch das ist dem Städtetest zu entnehmen: An den Erfolgen der Haushaltskonsolidierung gemessen, landet Berlin im Bundesvergleich auf Platz 15 von 50. Ähnliches gilt für die Entwicklung der Wirtschaft (Platz 17). Diese wird 2006 erstmals seit langem wieder wachsen.

Und mit welchen Mitteln kann Berlin vorankommen? Indem die Stadt von Dresden lernt. Was dort schon lange erfolgreich umgesetzt wird, ist nun auch in der Hauptstadt Leitfaden der Wirtschaftspolitik: Die gezielte Förderung zukunftsträchtiger Branchen. „Wir konzentrieren uns auf drei Kompetenzfelder“, sagt Staatssekretär Volkmar Strauch. Schwerpunkte sind Gesundheit (Bio- und Medizintechnologie), Verkehr (Automobil- und Verkehrstechnik) sowie Kommunikation (Medien, Kultur und Film). In Firmen aus diesen Bereichen wächst die Zahl der Beschäftigten schneller als bundesweit sonst üblich. Im Bereich Kommunikation/Kultur schmückt sich Berlin mit dem Titel „Unesco-Stadt des Designs“.

Der nächste Schritt: Die vielen Hochschulen und Institute müssten besser mit den Firmen vernetzt werden und „anwendungsorientierter“ forschen. Auch hier kann man von Dresden lernen: Dort bündeln zwei einflussreiche Netzwerke die Kräfte von Wirtschaft und Wissenschaft, „Biosaxony“ für die Biotechnologie und „Silicon Saxony“ für die Mikrochipindustrie.

In Berlin nennt Strauch einen Vorreiter in der Vernetzung von Forschung und Wirtschaft: Günther Tränkle vom Ferdinand-Braun-Institut für Hochfrequenztechnik. Diodenlaser und Miniaturbauteile für Mikrowellen werden dort entwickelt. „Fast jedes Jahr wird eine neue Firma ausgegründet“, so Strauch. Forscher werden zu Unternehmern und bringen Produkte an den Markt. Der Verkauf sichert die Löhne der Mitarbeiter. Doch das sind zarte Pflänzchen auf steinigem Boden: „Die Probleme, die in Jahrzehnten entstanden, kann keine Regierung in wenigen Jahren lösen“, sagt Karl Brenke, Berlin-Experte beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Außerdem sei Berlins Rolle in der Arbeitsteilung der Länder unklar: München sei High-Tech-Standort, Frankfurt Bankenmetropole, Berlin fehle eine Spezialität.

Das beschleunigt die Krise in Berlin: Weil die Wirtschaft nicht wächst, haben die Berliner wenig Geld in der Tasche, deshalb geben sie auch weniger in Läden und Kneipen aus – „kurz: alle konsumnahen Dienstleistungen leiden“, sagt Brenke. Aber: Der Stadt blieben die „Westberliner“ Stärken: Pharma, Maschinenbau, Elektrotechnik. Außerdem wachse Neues nach: Medien (Hauptstadtstudios; Zeitungen) und Musikindustrie (MTV; Universal) zum Beispiel.

Der dritte große Hoffnungsträger ist der Gesundheitssektor: Mit Schering/Bayer gibt es einen Konzern in der Stadt, der sich auf die Forschung zahlreicher Kliniken, Hochschulen und Biotechfirmen stützen kann. Das Potenzial sei noch nicht ausgeschöpft: „Vivantes und Charité müssen zusammengelegt werden“, fordert etwa Achim Rothe von der Industrie- und Handelskammer. Das Potenzial: Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung betragen schon heute 4,2 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt – immerhin ein deutscher Rekord. ball

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