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Schloss Ribbeck im Havelland. Der berühmte Birnbaum ist auch nicht weit, er steht neben der Dorfkirche

© Steyer

Was macht die Familie?: Plattdeutsch verstehen

Wie eine Mutter die Stadt erleben kann. Diesmal plant die Familie einen Ausflug ins Umland: nach Ribbeck

Von Fatina Keilani

Und noch mal von vorn. Die Tochter muss es für die Schule lernen, ganz. „…und kommt ein Mädel, so flüstert’s ,Lütt Dirn! Kumm man röwer, I gew’ di ne Birn!‘ Was heißt das überhaupt?“ – „Das ist Plattdeutsch für: Ich gebe dir eine Birne.“ – „Was ist Plattdeutsch?“ – „Ein Dialekt, also eine Art, Deutsch zu sprechen. Im Havelland, wo der Birnbaum stand, sprachen die Leute so, und einige wenige tun das noch heute.“ – „Äh, gibt es es den Birnbaum denn wirklich?“

Und so beschlossen wir einen Trip nach Ribbeck. Wundersamerweise kamen nicht die üblichen Proteste wie „Och nöööö!“, „Keinen Bock!“ und „Wir bleiben hier!, sondern allgemeine Ausflugswilligkeit nach dem ersten Erstaunen, dass es Ribbeck wirklich gibt. Die Zwillinge müssen das Gedicht als Hausaufgabe auswendig lernen. Die Aussicht, in der Klasse erzählen zu können, dass sie am Wochenende dort gewesen seien, motivierte sie wohl.

Der Ort ist hübsch, mit einer alten Dorfkirche samt dem Birnbaum, mit dem Schloss, mit kleinen Häusern und netten Cafés, in denen die Birne allgegenwärtig ist. Im alten Waschhaus hängen nostalgische Wäschestücke, es gibt alte Zuber und Waschbretter, Fontanes Gedicht hängt an der Wand; heute ist das Waschhaus ein Café. In der alten Schule ist ein Café, im früheren Rittergut auch. Das Schloss hat ein Restaurant, wo wir vornehm zu Mittag aßen. Dazu der Kleinste: „Jetzt weiß ich, was ein Schicksal ist.“ Wir: Hä? Er: „Na, das hier. Ein schicker Saal.“

Leider wollen Kinder nicht den ganzen Tag in Lokalen sitzen. Die Rettung ist ein Barfußwanderweg zum Kinderbauernhof. Wir liefen also mit nackten Füßen an Feldern entlang und durch ein Waldstück, durch knöcheltiefe Matsche, die man umrunden kann, was man als Kind aber niemals tun würde, und kamen zum Marienhof.

Die Kinder waren sofort verschwunden; wir Erwachsenen genossen die Ruhe und tranken ein Bier. Als die Ruhe verdächtig wurde, stellte sich heraus, dass sich die Mädchen im Maislabyrinth verlaufen hatten und nicht wieder herausfanden. Dann waren die Jungs weg, die nach den Mädchen suchten. Vor der Rückfahrt kauften wir sogar noch echte Ribbecker Birnen, die die Kinder mit in die Klasse nahmen. Und das Gedicht können sie mittlerweile auch.

Ein Ausflug nach Ribbeck lohnt auch außerhalb der „goldenen Herbsteszeit“. In einer Stunde ist man da.

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