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Gefilmt von begeisterten Touristen, werden höfische Tänze eingeübt.

© Fatina Keilani

Was macht die FAMILIE?: Vornehm feiern und dabei was lernen

Knicksend am Personal vorbei, aber zum Glück keine Läuse unterm Rock: Königlicher Geburtstag im Schloss Charlottenburg

Von Fatina Keilani

Meine Töchter haben nie mit Puppen gespielt, sie lieben Playmobil, aber auch hier waren lange Polizei, SEK und Agenten angesagt – vielleicht, weil das den Brüdern gefiel. Kürzlich kam der Umschwung, und die Kleinere der beiden wollte Prinzessin sein. Alles auf rosa! Größter Wunsch zum neunten Geburtstag folgerichtig eine Prinzessinnen-Party, und als Geschenk das neue Schloss von Playmobil. Puh.

Ich setze ganz oben an und buche Wochen im voraus den Kindergeburtstag im Schloss Charlottenburg. Er beginnt recht spartanisch - die acht Mädchen werden in eine modern und zweckmäßig eingerichtete Garderobe geführt und lernen erst mal etwas Theorie anhand laminierter Fotos einiger der im Schloss hängenden Gemälde. Dann dürfen sie sich endlich schöne Kleider aussuchen und anziehen, die Haare werden gemacht, Schmuck angelegt, Lippenstift aufgetragen, Perldiademe krönen die Häupter. Die Kleider gerafft, trippelt die Achtergruppe dann über den Hof in den herrlich restaurierten neuen Flügel des Schlosses.

Nun zeigt sich bald der Sinn des vorangegangenen Theorieunterrichts. „Da, das ist eine königliche Hoheit!“, rufen die Mädchen, weil sie gelernt haben, dass es ausreicht, wenn ein Zipfel Hermelin auf dem Bild zu sehen ist. Hermelin zu tragen war gewöhnlichen Menschen nicht erlaubt. Kommt dieser besondere Pelz im Bild vor, dann handelt es sich bei den Abgebildeten um Mitglieder der Königsfamilie. Und diese fröhliche Person da, was ist mit der? „Das ist keine Königliche, man sieht ja ihre Knöchel!“ Knöchel zu zeigen, war absolut unköniglich und fast schon liederlich.

Unter den wallenden Kleidern trug man keine Unterhosen

Und da, dieses Ei aus geschnitztem Elfenbein, das unter dem Kleid zu sehen ist, was hat es damit auf sich? „Das ist eine Läusefalle“, erklärt die Führerin. „Da hat man blutige Lappen hineingetan, um Läuse anzulocken. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, wie das stank!“ Dass unter den wallenden Kleidern keine Unterhosen getragen wurden, sorgt für ungläubiges Staunen – „Waaas? Ernsthaft??“ – und für Gekicher.

Vor dem amüsierten Personal defiliert das Oktett knicksend, gelernt ist gelernt, passiert Raum um Raum, erreicht schließlich die prachtvolle Goldene Galerie. Hier stellt nun die Führerin einen Ghettoblaster auf; es erklingt Musik, zu der höfische Tänze eingeübt werden. Begeisterte Touristen filmen die graziösen Mädchen dabei. Dem Geburtstagskind, pardon, der Königin, wird die Aufwartung gemacht. Nach zweieinhalb Stunden ist alles vorbei, und die Hoheiten kehren in ihre deutlich weniger glanzvolle Existenz zurück. Das Geburtstagskind stellt fest: „Ich glaube, ich will doch nicht Prinzessin sein. Das ist mir zu anstrengend.“ Zu Hause wartet ein großer Topf Bolognese. Und kleckern darf man dort auch.

Für zehn Kinder kostet der Geburtstag 130 Euro, zu buchen unter spsg.de

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