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Einsames Mammut. Vielleicht ist die Eiszeit am Spreepark ja bald zu Ende.

© Imago

Was plant Berlin mit dem Spreepark im Plänterwald?: „In nicht allzu ferner Zukunft werden Wohnungen gebaut“

Der Spreepark im Plänterwald bleibt in städtischer Hand. Dabei sagen ausgebootete Bieter: Die Versteigerung wäre für das Land die billigere Alternative gewesen. Sie ahnen, welche Pläne Berlin für die Brache hat.

Aus dem Holzzaun ist eine Latte herausgebrochen. Das reicht, sich durchzuhangeln und einen Fuß auf das Gelände des Spreeparks zu setzen. Plötzlich bellt ein Hund. Ein Mann ruft. Rückzug. 30 000 Euro im Monat kostet der Wachdienst. Dafür ist er auch zur Stelle, wenn es darauf ankommt. Meistens. Teile des früheren Fahrgeschäftes kamen trotzdem weg.

Das sagte Finanzsenator Ulrich Nußbaum, als er vor wenigen Tagen den Rückkauf des Areals aus der Insolvenz verkündete. Deshalb müsse das „wertvolle“ Grundeigentum nun rasch zurück in die Obhut des Landes gelangen. Die Frau des früheren Betreibers, die immer noch im Besitz der Fläche sein soll, sei bereit, den früheren Freizeitpark der DDR zu räumen. 60.000 Euro bekomme sie dafür.

Auf dem Jurassic Parc des Ostens sprengen junge Bäume das Pflaster, das Mammut hat einen Stoßzahn verloren, eingeschlagene Fenster in den Wurstbuden. Es gibt noch die Schriftzüge aus der Zeit des real existierenden Sozialismus, die charmanten Pavillons und Büdchen und die elektrische Eisenbahn, die aussieht, als starte sie sogleich. Wer ein vielleicht letztes Mal die Ruinen-Romantik einer abgewickelten Ära erleben will, kann dies am kommenden Sonntag. Das Ticket zur Reise in die Vergangenheit gibt es auf „berliner-spreepark.de“.

Anmelden kann man sich nur per E-Mail, 15 Euro kostet die zweistündige Tour, bei der die Geschichte des Parks und viele Anekdoten erzählt werden. Zum Beispiel, wie der Pächter Norbert W. mit 181 Kilo Kokain in einem zwölf Meter hohen Stahlmast des Fahrgeschäfts „Fliegender Teppich“ erwischt wurde. Und dass der Mann den Stoff aus Peru im Auftrag der dortigen Mafia geschmuggelt habe, in dessen Fänge er durch die Machenschaften eines dubiosen Kreditvermittlers gelangt sei.

Bei 2,481 Millionen Euro stoppte der Beamte die Versteigerung

Fast ebenso spannend sind die Verwicklungen rund um das Grundstück am Plänterwald, allein schon wie die Versteigerung des Areals im Juli vergangenen Jahres platzte. Einen heftigen Bieterwettstreit um Treptows Brache hatten sich da zwei Interessenten geliefert: Vertreter einer privaten Projektgesellschaft und Männer vom Liegenschaftsfonds. 2,481 Millionen Euro hatte der Auktionator gerade aufgerufen, bei einem Verkehrswert von nur 1,62 Millionen Euro, da stoppte der Finanzbeamte plötzlich und für alle überraschend die Versteigerung, die er zur Eintreibung der Steuerschulden über 1,5 Millionen Euro selbst veranlasst hatte.

Das sei so vereinbart gewesen, hieß es später. Begründet wurde das mit den Zweifeln an der Seriosität des privaten Bieters. Ein zweites Mal habe das Land nicht riskieren wollen, auf uneintreibbaren Pachtforderungen sitzen zu bleiben. Der frühere Besitzer soll über vier Millionen Euro Pacht schuldig geblieben sein. Für Berlin sei der Rückkauf deshalb die beste Lösung gewesen. Das Land zahle nun zwei Millionen Euro an eine Bank. Pacht und Finanzamtforderungen hätte man ohnehin nie eintreiben können.

Hinter dem Bieter stand ein erfolgreicher Unternehmer

Doch dieser Sichtweise widerspricht ein Vertreter des privaten Interessenten, der bei der Zwangsversteigerung Millionen bot. Der Mann, der nicht genannt werden will, sagt: „Das Finanzamt hätte durch die Versteigerung seine Steuerforderungen in voller Höhe erhalten und der Bank keinen Cent bezahlen müssen“ – das wäre also für den Steuerzahler günstiger gewesen als der Rückkauf des Areals aus der Insolvenz. Die Zweifel an der Seriosität des privaten Bieters seien haltlos: Es handle sich um erfahrene und erfolgreiche Geschäftsleute. Ein Blick ins Firmenregister legt dies nahe: Die „SP Kultur und Freizeit“, die um den Spreepark geboten hatte, wird von demselben Geschäftsführer geleitet, der die seit Jahren in Berlin erfolgreiche Veranstaltungsagentur „Creativtalent“ führt. Diese habe den Spreepark als Veranstaltungsort aufbauen wollen, mit Streichelzoo und Büdchenzauber. „Das wollte man aber nicht“, sagt der Berater – und er wettet: Ein Freizeitpark werde am Plänterwald nie zurückkehren. „In nicht allzu ferner Zukunft werden dort Wohnungen gebaut“.

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