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Sei gegrüßt, Berlin. Papst Benedikt XVI. kommt, und die Stadt steht Kopf: Tausende Polizisten sind im Einsatz, das Olympiastadion ist voll besetzt, Papstkritiker demonstrieren.

© photothek

Sicherheitsvorkehrungen: Weg vom Fenster! Der Papst kommt

Für den Berlin-Besuch von Benedikt XVI. gilt die höchste Sicherheitsstufe. Kirchenkritiker dürfen deshalb nicht am Brandenburger Tor demonstrieren.

In einer Woche kommt der Papst – und mit ihm Präzisionsschützen und Straßensperren. Begleitet von Kampfjets wird Benedikt XVI. am kommenden Donnerstag gegen 10 Uhr 30 auf dem Flughafen Tegel landen. Dann trifft er erst einmal den Bundespräsidenten und die Bundeskanzlerin. Ab 16 Uhr redet der Papst dann im Bundestag, danach trägt er sich beim Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ins Goldene Buch der Stadt ein, bevor er am Abend im voll besetzten Olympiastadion auftreten wird.

Volles Programm für den Papst also, aber auch für tausende Polizisten, Spürhunde und Präzisionsschützen, schließlich gilt die höchste Sicherheitsstufe. Das war zuletzt bei dem Besuch des irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi im Dezember 2004 der Fall. Vor allem rund um das Brandenburger Tor und die Nuntiatur am Südstern, wo der Papst übernachten wird, sind die Sicherheitsvorkehrungen enorm. Zum Ärger vieler Papstkritiker.

So hat das Verwaltungsgericht am Mittwoch beschlossen, eine Demonstration am Brandenburger Tor nicht zu genehmigen. Der Ort sei angesichts „des überragenden Schutzbedürfnisses des Papstes“ ungeeignet. Das Interesse an der Sicherheit hochrangiger Staatsgäste müsse gegenüber der Versammlungsfreiheit Vorrang haben. Das vatikankritische Bündnis „Der Papst kommt“ hatte für den 22. September um 16 Uhr dort zu einer Demonstration aufgerufen.

Der Lesben- und Schwulenverband wollte den Startort vor Gericht durchsetzen. „Wir bedauern, dass wir nicht in Hörweite demonstrieren dürfen, immerhin werden wir Unter den Linden langziehen“, sagte Jörg Steinert vom Lesben- und Schwulenverband. Dem „Der Papst kommt“-Bündnis gehören 65 Organisationen an, darunter Mitglieder von SPD, FDP, Grünen und Linken. Steinert rechnet dennoch mit mehr als 10 000 Demonstranten. Schon am Donnerstagmorgen, bevor Benedikt XVI. in Tegel landet, werden vor dem Flughafen etwa 100 Papstkritiker demonstrieren.

Lesen Sie auf Seite 2, auf welche Verkehrsbeeinträchtigungen sich die Berliner am 22. September einstellen müssen.

Wegen der Demonstration wird der Berufsverkehr in der Innenstadt beeinträchtigt werden. Auch auf der Ost-West-Achse zwischen Tiergarten und Westend sollten Autofahrer mit Staus rechnen. Umleitungen werden erst kurzfristig bekanntgegeben, da noch nicht feststeht, ob der Papst in einer Wagenkolonne oder per Hubschrauber zum Olympiastadion gebracht wird. Parken ist Besuchern rund um das Stadion nicht erlaubt. Dafür will die BVG mehr U-Bahnen einsetzen. „Wir haben Züge in Reserve“, sagte eine Sprecherin.

Bereits ab kommenden Dienstag ist die John-Foster-Dulles-Allee am Regierungsviertel gesperrt. Außerdem wird es am Dienstag von 6 bis 18 Uhr zwischen Südstern und Columbiadamm Sperrungen geben. Am Donnerstag wird dann in diesem Gebiet ab 6 Uhr eine Sperrzone eingerichtet, die bis Freitag 12 Uhr gilt. Anwohner kommen dort nur mit Personalausweis hinein. Autos dürfen innerhalb der Zone nicht geparkt werden, selbst Fahrräder sollen woanders abgestellt werden. Außerdem wird am Donnerstag am Südstern kein Linienbus mehr halten, teilte die BVG mit.

Rund um das Olympiastadion hat die Polizei bereits mehrsprachige Flyer verteilt. Darin heißt es, dass die Fenster von 17 bis 21 Uhr geschlossen bleiben sollen. Ansonsten sei mit „Unannehmlichkeiten“ zu rechnen – also einem Besuch der Polizei.

Nicht nur Kirchenkritikern gefällt der Trubel um den Pontifex nicht, sondern auch vielen Anwohnern, die von den Sperrungen betroffen sind. Traudel Janz gehört ein Friseursalon in der Lilienthalstraße am Südstern. Kommenden Donnerstag darf sie ihren Laden nicht öffnen, Termine mit Kunden musste sie absagen. Für die Einnahmeverluste will Janz entschädigt werden. Am meisten empört sie, dass niemand sie informiert hatte. „Ich musste selber nachfragen, das ist eine große Schweinerei“, sagt Janz. Bei der Polizei heißt es, dass die Anwohner am Südstern „zeitnah informiert“ werden sollen.

Enttäuscht ist Traudel Janz auch von der Nuntiatur. „Es hätte uns doch jemand Bescheid sagen können“, meint sie. Versöhnen ließe sich Janz aber mit Kaffee und Kuchen: „Ich wünsche mir, dass die Nuntiatur alle Nachbarn einlädt.“ Das könnte dann am kommenden Freitag geschehen. Um 10 Uhr fliegt der Papst nach Erfurt. Dann ist der große Trubel vorbei.

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