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Berlin: Weltraumbahnhof neben dem Kanzleramt: Langsam werden die Neubauten bezugsfertig. Grünflächen sollen auch wieder entstehen

Auf der Treppe des Reichstags sitzen und auf die Neubauten schauen - bei schönem Wetter wie gestern sind die Stufen des Westportals neben dem Haupteingang dicht besetzt von Touristengruppen. Geradeaus die Kongresshalle und der Glockenturm des Carillons, rechter Hand die "Waschmaschine" des neuen Bundeskanzleramtes und der ebenso große Neubauklotz des Paul-Löbe-Hauses des Bundestags.

Auf der Treppe des Reichstags sitzen und auf die Neubauten schauen - bei schönem Wetter wie gestern sind die Stufen des Westportals neben dem Haupteingang dicht besetzt von Touristengruppen. Geradeaus die Kongresshalle und der Glockenturm des Carillons, rechter Hand die "Waschmaschine" des neuen Bundeskanzleramtes und der ebenso große Neubauklotz des Paul-Löbe-Hauses des Bundestags. Ein Jahr nach dem Regierungsumzug sind beide Bauten fast fertig. Dazwischen klafft eine Lücke, die einmal das "Forum des Bundes" sein soll. Von ihm steht noch nichts, sieht man von einer kleinen baulichen Erhebung ab, die wie der Eingang zu einem U-Bahnhof aussieht.

Wer gestern Mittag vor dem Haupteingang des Reichstagsgebäudes auf Einlass wartete oder auf einer der Stufen saß und in die Sonne blinzelte, konnte sehen, wie sich zwei Männer auf der Treppe entgegenkamen. Der eine schritt von oben aus dem Reichstag und war Bundesbauminister Reinhard Klimmt. Von unten stieg Stadtentwicklungssenator Peter Strieder auf. Beide begrüßten sich. Sie waren zu einer Baustellenbesichtigung im Spreebogen verabredet, Kameras standen bereit, und schon ging es im Tross und mit schnellem Schritt auf diesen merkwürdig einsamen Eingang zu und die Stufen hinab. Eine monumentale Bahnstation war zu sehen, rohbaufertig, 120 Meter lang mit Galerien. Dass die Politiker hier vom berühmten Architekten des Bundeskanzleramtes, Axel Schultes, begrüßt wurden, hatte seinen Grund. Schultes hat auch den Bahnhof Reichstag entworfen.

Der Architekt sprach von der "Leichtigkeit des Steins", wies auf das von oben hereinscheinende Licht und auf die Energie sparende Helle, so dass der Bahnhof nur abends und nachts künstlich beleuchtet werden müsse. Das eigentliche Problem aber befinde sich über dem Bahnhof, über dem man bis zu fünf Geschosse bauen könnte. Denn über die endgültige Gestaltung des öffentlichen "Forums" zwischen Kanzerlamt und Bundestagsneubauten sei nach fünfjähriger Diskussion noch immer nicht entschieden, wenigstens Pavillons mit Toiletten sollten erst einmal für die vielen Besucher ringsum errichtet werden. Und der Bundesbauminister zeigte sich wohlwollend, aber richtig Konkretes konnte er auch nicht zusagen. "Wir wollen so viel Begegnung wie möglich", sagte er, "wir werden das schon hinbekommen." Dann wurden ihm die an der Bahnhofswand hängenden Planungen der Schweizer Architekten Weber und Sauer für den "Spreebogenpark" vorgestellt, mit Wäldchen, Wegen und Wiesen, und die Arbeitsgemeinschaft Cornelia Müller und Jahn Wehberg erläuterte ihre Entwürfe für das Forum mit Baumgruppen, Wänden aus sprühendem Wasser und drei gläsernen Pavillonsbauten, etwa für eine Cafébar. Und dann auch die Pläne für den Platz der Republik mit Hecken und einer Rasenfläche, auf der, wie Stadtentwicklungssenator Peter Strieder vermutete, bald wieder von den Berlinern Fußball gespielt wird. Für die Freiraumplanung im Spreebogen sind 54 Millionen Mark vorgesehen, im nächsten Jahr werden die Arbeiten beginnen. Aber wann wird man vom U-Bahnhof Reichstag der verlängerten Linie 5 abfahren können, Richtung Lehrter Bahnhof zum einen und Richtung Pariser Platz und Alex zum anderen? Strieder rechnete nicht vor 2011. Als problematisch gilt der Bahnhof Unter den Linden mit der riesigen Baugrube, die man vor der Fußballweltmeisterschaft 2006 keinem zumuten will. Wieder oben, eilten Klimmt, Strieder und Schultes zum Kanzleramt, ohne Kamerabegleitung. Ende des Jahres soll es technisch fertig, im April bezugsbereit sein. Fürs Paul-Löbe-Haus gegenüber gilt der gleiche Zeitplan.

Nur der Bahnhof dazwischen wird verloren wirken. Noch ist unklar, wie er sinnvoll über die Jahre genutzt werden kann. Eine Filmfirma zeigte schon Interesse. Sie will hier einen Weltraumbahnhof einrichten.

Christian van Lessen

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