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WENDEKalender: 10. Januar 1989

Wie die FDJ nach Privatquartieren für ihr Pfingsttreffen suchte

Wenig deutete Anfang 1989 darauf hin, dass es ein deutsches Schicksalsjahr werden würde. Damals gehörte die Mauer in beiden Stadthälften zum Alltagsleben. Noch waren es zumeist nur Meldungen, die andeuteten, dass sich etwas veränderte in der DDR. Diese Rubrik wird nachzeichnen, wie sich der Mauerfall vorbereitete – und aus Meldungen Weltgeschichte wurde.

In Ost-Berlin sind wieder „Quartierswerber“ unterwegs, um für das Pfingsttreffen der FDJ private Schlafstätten zu organisieren. Das berichtet die Berliner Zeitung. Das Plansoll liegt bei 100 000 Betten. Erreicht wird es aber schon lange nicht mehr. 1984 wurden gerade mal 70 000 Privatquartiere vermittelt. Dabei sind die solidarischen Anforderungen niedrig. Es reicht, in Wohnzimmer oder Flur eine Grundfläche von zwei Quadratmetern freizuräumen. Für Matratzen und Decken sorgt dann die FDJ. Zuständig für das Gelingen dieser Jubelfeier für Partei und Staat ist der Sekretär des Zentralrats der FDJ, Alfred Gross. Er wird zum Stand der Quartierswerbung von Alexander Osang interviewt, heute preisgekrönter „Spiegel“-Reporter.

Die Pfingsttreffen fanden alle fünf Jahre statt. Das FDJ-Zentralorgan „Junge Welt“ spricht im Mai 1989 von 75 000 Teilnehmern, die anreisten. Das war nur noch ein schwacher Nachhall der großen „Deutschlandtreffen“ der FDJ aus den 50er Jahren, als die DDR-Führung noch gesamtdeutsch missionieren wollte. loy

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