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Berlin: Weniger Geld für Religion

Auch Lebenskunde betroffen / Kirche und Verband wollen klagen

Unter der chronischen Finanznot der Stadt leidet jetzt auch der Religions- und Weltanschauungsunterricht an den Schulen. Trotz gestiegener Nachfrage erhalten die Kirchen und der Humanistische Verband in diesem Jahr weniger Geld als 2001. Deshalb kann für mehr als 2000 zusätzliche Kinder, die dieses Unterrichtsangebot wahrnehmen wollten, kein Lehrpersonal zur Verfügung gestellt werden.

Laut Beschluss des Abgeordnetenhauses muss die Senatskulturverwaltung dieses Jahr knapp 49 Millionen Euro an die Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften zahlen. Mit dieser Summe konnten 2001/02 rund 150 000 Schüler unterrichtet werden. Dieses Jahr hatten sich aber mehr Kinder angemeldet, so dass die festgesetzte Summe nicht mehr reicht.

Allein für den Lebenskundeunterricht bedeutet dies, dass knapp 2000 von über 30 000 angemeldeten Schülern unversorgt bleiben. Insgesamt sei der Unterricht an 30 Schulen betroffen, so Referent Gerald Betz gegenüber dem Tagesspiegel, weil die Zuschüsse um 310 000 Euro abgesenkt wurden.

Auch die Evangelische Kirche muss nach eigenen Angaben an einigen Schulen ihr Angebot reduzieren. Sie hatte in ihrem Etat mit mehr als 34 Millionen Euro gerechnet, erhält jetzt aber rund 2,5 Millionen Euro weniger und erwägt deshalb eine Klage gegen den Senat, falls es nicht bald zu Nachverhandlungen kommt. Den Klageweg will auch der Humanistische Verband beschreiten, falls es nicht gelingt, „auf politischem Weg das Recht der Kinder auf eine ethische Erziehung wieder herzustellen“, wie es in einer Erklärung heißt. .

Besonders prekär ist die Lage, weil die knappen Gelder neuerdings auch noch mit islamischen Organisationen geteilt werden müssen. Wie berichtet, unterrichten dieses Jahr zum ersten Mal die Alewiten an vier Schulen. Die Islamische Föderation hat ihr Unterrichtsangebot von bisher zwei Schulen im vergangenen Jahr auf 16 Schulen ausgedehnt. Allein für ihren Unterricht wurden über 404 000 Euro in den Haushalt eingestellt.

Zwar hat sich inzwischen gezeigt, dass bei der Föderation statt der angekündigten 3500 Schülern zunächst nur annähernd 500 an dem Islamunterricht teilnehmen. Die Gelder aber können nicht an die anderen Religionsgemeinschaften umgeleitet werden. Wenn sie nicht mehr von der Föderation abgefordert werden, bleiben sie im großen „Topf“ der Senatkulturverwaltung, sagte deren Sprecher Torsten Böhlert.

Susanne Vieth-Entus

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