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Berlin: Wenn die Herren ins Blaue fahren

Die traditionelle Kremserfahrt ist nicht mehr reine Männersache. Immer öfter vergnügt sich die ganze Familie auf dem Kutschwagen

Für Wilfried Sander ist Christi Himmelfahrt einer der umsatzstärksten Tage des Jahres. Seit sechs Jahren bietet er mit seinem Kollegen Per Borgen Kutschfahrten mit dem Kremser durch Berlin und Brandenburg an. „Zum Vatertag sind wir grandios ausgelastet“, sagt der 53-Jährige. Die fünf Wagen werden voll besetzt durch die Schorfheide und entlang dem Werbellinsee fahren. Auch viele andere Kremserfahrer aus Brandenburg melden volle Kutschen für den „Herrentag“.

Dabei zeichnet sich ein Trend ab: Auch Frauen nehmen immer öfter auf den Bänken Platz, genießen die Natur und die Geselligkeit. „Es kristallisiert sich zudem heraus, dass Christi Himmelfahrt zum Familientag wird“, sagt Sander. Besonders gefragt seien bei ihm die Touren draußen in der Natur. Aber auch durch die Innenstadt bietet er Fahrten an, bei denen nicht nur Touristen die Sehenswürdigkeiten bestaunen, sondern auch immer mehr Berliner die gemächliche Fahrt durchs hektische Großstadttreiben genießen. Der Begriff „Kremser“ geht auf Simon Kremser zurück, der 1825 als erster Fuhrunternehmer mit seinen Pferdewagen Stadtrundfahrten und Ausflüge ins Umland angeboten hat. Mittlerweile sind die Kremserfahrten vor allem am Vatertag zum beliebten Freizeitvergnügen geworden. „Der Tag ist praktisch fast immer ausgebucht“, sagt Kremserfahrer Fritz Rühle aus Zeuthen-Miersdorf. Ein 50-Liter-Fass, Musik und Lautsprecher würden selbstverständlich dazugehören. Naturfreunde seien jedoch eher weniger an Bord. „Von der Natur kriegen meine Kunden am Vatertag wenig mit“, sagt Rühle und lacht.

Kremserfahrten durch Berlin Mitte werden täglich von „Berliner Kremser Sander & Borgen“ angeboten (Dauer: 30–60 Minuten, Preis: ab drei Euro, Tel.: 033393/65 701). Nur Vatertag ist eben ausgebucht.

Jörg Oberwittler

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