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Berlin: Wenn Mama an der Tafel steht

Sollen bei Unterrichtsausfall ersatzweise Eltern einspringen? Pro & Contra

Der Fall Steglitz ist nicht der einzige – aber der einzige, der so bekannt wurde: Weil es am Gymnasium Steglitz nach der Pensionierung einer Lehrerin niemanden gab, der Griechisch und Latein unterrichtete, sprangen Eltern ein, die sich in den Fächern auskennen.

Schulsenator Klaus Böger (SPD) empörte sich darüber, dass seine Verwaltung der Schule keinen Ersatzlehrer vermittelt habe, die Schule empörte sich, dass die Bildungsverwaltung findet, man hätte die 26 Stunden der pensionierten Lehrerin aus eigenem Bestand auffangen können – und die Schüler ertragen Unterricht bei wechselnden Vertretungen.

Berlinweit konnten im vergangenen Schuljahr 11,9 Prozent der Unterrichtsstunden nicht regulär erteilt werden. Der Großteil wurde vertreten, aber nicht alles: 3,1 Prozent der Stunden fielen ersatzlos aus, im Vorjahr waren es 2,8 Prozent.

Dass nicht alle Stunden vertreten werden können, wundert nicht. Durchschnittlich gibt es eine Vertretungsreserve von fünf Prozent. Die Statistik zeigt zudem, dass die Lehrerversorgung unterschiedlich ist: Etliche Schulen haben weit über 105, andere weit unter 100 Prozent an Bord. Erschwerend kommt hinzu, dass immer mehr Lehrer wegen Krankheit ausfallen. Dies liegt zum einen an dem hohen Altersdurchschnitt der Lehrer von rund 48 Jahren. Außerdem lassen die sich später pensionieren, da sie bei Frühverrentung hohe Versorgungsabschläge in Kauf nehmen müssen. „Verantwortungslos“ habe die Landesregierung diese Entwicklung ignoriert, meint der CDU-Bildungsfachmann Gerhard Schmid, der auch Oberschulrat von Friedrichshain-Kreuzberg ist. Harald Mier vom Verband der Oberstudiendirektoren findet zwar Elternunterricht besser als Stundenausfall, prinzipiell ist er aber dagegen – zumal Eltern auch keine Noten geben dürfen. Er sieht das Geschehen im Gymnasium Steglitz als „Hilferuf“. sve

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