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Berlin: Wenn Welpen zu hoch führen

Alba Berlin unterliegt Rhein Energie Cologne nach 10:0-Führung mit 79:85

Berlin. Die Blauen liefen zu ihren Fans und winkten, es waren dieselben Spieler, die vor Beginn des Basketballduells zwischen Meister Alba Berlin und dem letztjährigen Finalkontrahenten Rhein Energie Cologne lautstark beklatscht worden waren. Doch die Trikots waren dunkel- und nicht hellblau, so wie es die der Gastgeber in der Max-Schmeling-Halle gewöhnlich sind. In ihnen steckten die Kölner. Fünf Spieler und Trainer Stephan Baeck standen einst bei Alba unter Vertrag und haben noch viele Sympathien beim Berliner Publikum. Die meisten der 8071 Zuschauer freilich ärgerten sich gestern mit den gelb gewandeten Alba-Spielern über die 79:85 (43:42)-Niederlage. Es war die dritte innerhalb einer Woche für die Berliner, die zuvor schon in Bonn und Barcelona verloren hatten und in der Bundesliga wegen des verlorenen direkten Vergleichs auf Platz zwei hinter Bonn zurückgefallen sind.

Für Albas Vizepräsident Marco Baldi war der „katastrophale Spielverlauf“ entscheidend für den Misserfolg. Was war passiert? Hatten die Gastgeber den Start verschlafen und die Kölner davonziehen lassen? Mitnichten. Alba hatte sehr schnell 10:0 geführt. „Das war kontraproduktiv“, sagt Baldi. Henrik Rödl hatte nach seiner Wadenverletzung am Tag zuvor erst mit dem Mannschaftstraining begonnen, auch Jörg Lütcke hat nach sechs Wochen Verletzungspause sein altes Niveau noch nicht erreicht. Der neue Spielmacher John Celestand, geholt für den verletzten DeJuan Collins, ist noch nicht integriert. Trotzdem überzeugten die Berliner in Barcelona, und nur drei Tage später gelang gegen Köln, ein Spitzenteam, scheinbar problemlos ein fantastischer Start. Alba wähnte sich in Sicherheit, „aber wenn dann der Gegner einen Lauf kriegt, ist eine Steigerung nicht einfach“, sagt Baldi.

„Die Kölner waren aggressiver, wir waren auch mental nicht stark genug“, sagt Trainer Emir Mutapcic. Baldi hat die Spieler nur aggressiv erlebt, wenn sie sich über Schiedsrichterleistungen ärgerten oder „wenn der Trainer sie ausgewechselt hat, aber nicht, wenn der Gegner sie geschoben hat“.

Alba verzeichnete die bessere Wurfquote und kam auf mehr Rebounds, leistete sich aber 21 Ballverluste, Köln nur 15. Nur drei Berliner punkteten zweistellig - Quadre Lollis (23), Marko Pesic (17) und Mithat Demirel (14) - aber fünf Kölner. Die Gäste wirkten ausgeglichener, bei Alba kam der erste Bruch ins Spiel, als Mutapcic zum zweiten Viertel neben Demirel die Bankspieler Garris, Celestand, Öztürk und Rankin aufs Feld schickte.

Im letzten Spielabschnitt kämpfte sich Alba zwar nach 69:80-Rückstand wieder heran, doch die entscheidenden Impulse konnte weder Demirel, der stark begonnen hatte, noch Marko Pesic setzen. Die Mannschaft wurde nervös, vergab nach der Pause acht von 14 Freiwürfen. „Köln war der große Hund, wir die Welpen, wir haben sie Druck machen lassen“, sagt Lollis.

Als „Wochen der Wahrheit“ haben die Berliner selbst die Zeit bis Weihnachten bezeichnet. Drei Niederlagen haben sie eingesteckt, es folgen schwere Spiele in Istanbul, Bamberg und gegen Bologna. Nur gegen den Mitteldeutschen BC kann von einem Pflichtsieg gesprochen werden. Alba müsse zu Mannschaftsgeist, guter Verteidigung und Aggressivität zurückfinden, fordert Lollis, keiner der Spieler dürfe denken, Alba sei ein großartiges Team, „wir sind ein normales Team mit normalen Spielern“.

Helen Ruwald

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