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Berlin: "Wer-ist-wer": In Berlin leben zu wenige Promis

Was haben Klaus Wowereit, Boris Becker und Benno Fürmann gemeinsam? Vermutlich nicht allzu viel, außer dass sie ihren Namen in dem einen Buch wiederfinden.

Was haben Klaus Wowereit, Boris Becker und Benno Fürmann gemeinsam? Vermutlich nicht allzu viel, außer dass sie ihren Namen in dem einen Buch wiederfinden. Dem "Wer ist wer" - Deutschlands Promi-Wälzer, der pünktlich zur Frankfurter Buchmesse in seiner 39. Auflage erschienen ist. 30 000 mehr oder minder bekannte Menschen tummeln sich in dem Werk, das mit über drei Kilo Gewicht und Goldschnitt auch optisch was hermacht. In einem zwanzigseitigen Kriterienkatalog ist festgelegt, wer sich alles als prominent im Sinne der Aufnahme fühlen darf. So wird wohl mancher Student den einen Professor hier finden, den anderen aber vergeblich suchen. Denn so einfach qua Amt wird niemand aufgenommen. Leistung muss sein. Ausnahme: Exponierte Bundes- und Landespolitiker sowie Oberbürgermeister.

Seit über 100 Jahren kommt das deutsche "who is who" bereits heraus, seit 25 in der traditionsreichen Verlagsgruppe Beleke, die auch für die Adress-Sammlung "gewusst wo" verantwortlich zeichnet. Der Eintrag in dem Standardwerk ist nach wie vor kostenlos, lediglich die Erwähnung mit Poträtphoto kostet achtzehn Mark "Selbstkostenerstattung".

Freuen dürfen sich nach intensiver Lektüre oder Nachfrage beim Verlag dann auch Nicht-Prominente, die im Sternzeichen Zwillinge geboren wurden. Denn sie finden heraus, dass 2282 Personen des öffentlichen Lebens ihr Schicksal teilen. Und wer schon immer einmal wissen wollte, welcher Promi an seinem Geburtstag geboren wurde, hier steht es fein säuberlich aufgelistet drin. Auch so etwas: Wer am 16. Februar geboren ist, sollte möglichst Geisteswissenschaftler werden. Seine Chancen stehen statistisch gesehen recht hoch, auch irgendwann einmal aufgenommen zu werden.

Auch in dieser Auflage sind wieder viele Neuerungen enthalten. Fast 80 Prozent der Biografien sind überarbeitet worden, 2000 Personen kamen hinzu, eben so viele sind entfallen - entweder durch Tod oder "absoluten Ruhestand". Nicht gelöscht wurde bislang der Eintrag des emeritierten Geografieprofessors Günther von Geldern-Crispendorf, der mit 102 Jahren der älteste aufgenommene Prominente ist. Der jüngste heißt Pascal von Stocki, ist 1981 geboren und macht als Pianist und Dirigent von sich reden.

Den ehrgeizige Plan, ein eigenes Berlin-Register der prominenten Persönlichkeiten herauszugeben, musste im Übrigen bis auf weiteres auf Eis gelegt werden. Zu wenig "echte" Berühmtheiten wurden bislang in der Stadt aufgespürt. Etwa 5000 sind es bereits, mindestens doppelt so viel sollten es aber schon sein, bevor Verlagsleiter Norbert Beleke guten Gewissens die Herausgabe empfehlen könnte. So muss die Stadt also noch eine Weile auf die systematische Erfassung ihrer Oberen Zehntausend warten: Zuzug willkommen.

hon

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