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Berlin: Wer will den Nikolassee?

Die Wasserbetriebe bieten drei Grunewaldseen zum Verkauf an. Und viel Verantwortung dazu

Für viele Berliner gehören sie zu den idyllischsten Orten der Stadt. Jetzt stehen die drei schönsten Grunewaldseen zum Verkauf. Seit kurzem suchen die Wasserbetriebe nach einem neuen Besitzer für den Schlachtensee, die Krumme Lanke und den Nikolassee. Zwischen 50000 (Nikolassee) und 200000 Euro (Schlachtensee) liegen die veranschlagten Mindestgebote. Der genaue Preis ist Verhandlungssache.

Für den künftigen Eigentümer hat die Sache allerdings einen Haken. „Mit dem Besitz der Seen sind mehr Pflichten als Rechte verbunden“, sagt Stephan Natz von den Wasserbetrieben. Das sei – neben dem Geld – der Grund, warum man die Gewässer versilbern wolle: Man will die Verantwortung für die Instandhaltung loswerden. Denn ein SeeBesitzer muss die Ufer befestigen, die Wege instand halten und dafür sorgen, dass die Warnschilder am Wasser immer in gutem Zustand sind.

Findet sich ein privater Besitzer, kann der laut Natz höchstens durch Verpachtung von Fischerei-Rechten sowie durch den Verleih von Booten Geld verdienen. Die attraktiven Ufergrundstücke zu verkaufen oder kommerziell zu nutzen, sei hingegen rechtlich ausgeschlossen. Die Gewässer müssen weiterhin öffentlich zugänglich bleiben. Daher dürfte der Kauf eines oder mehrerer Seen am ehesten für Gastronomen interessant sein, die in der Nähe eine Gaststätte betreiben und ein Interesse daran haben, die Seen und das Land drumherum als attraktives Ausflugsziel zu pflegen.

Wenn ein Besitzer auf seinem Gewässer eine schwimmende Gaststätte einrichten wollte, müsste er dies mit den zuständigen Behörden aushandeln. Vom Ausgang dieser Verhandlungen hängt auch der tatsächliche Preis für die Gewässer ab, sagt Stephan Natz: „Je nachdem, was die Ämter dem neuen Besitzer erlauben, kann der Kaufpreis einen Euro oder auch sieben Millionen betragen.“

Die drei Seen wurden vor gut 100 Jahren von einem Vorläufer der Wasserbetriebe erworben, der Charlottenburger Wasser- und Industriewerke AG. Die nutzten die Seen einst als Versickerungsbecken, mit denen das Grundwasser kontinuierlich aufgefüllt wurde, wie Natz erklärt. Auch wenn hier schon seit Jahrzehnten kein Trinkwasser mehr gefördert wird, werden die Seen bis heute weiterhin künstlich mit Havelwasser gefüllt, damit sie nicht austrocknen. Das Trinkwasser, das heutzutage aus den Berliner Leitungen kommt, stammt größtenteils aus den beiden Wasserwerken in Tegel und Friedrichshagen sowie aus sieben weiteren Werken. Sie nutzen insgesamt rund 800 Brunnen im Stadtgebiet. Hier wird das Grundwasser aus 30 bis 180 Meter Tiefe gefördert. lvt

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