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Berlin: Westberlin? West-Berlin!

Wie ein Blitz zuckt die „Grenze zwischen Demokratischem Berlin und Westberlin“ über den Stadtplan, der 1957 vom VEB Landkartenverlag veröffentlicht wurde. „Westberlin“ oder „WestBerlin“ – daran schieden sich in den kommenden Jahrzehnten die Geister.

Wie ein Blitz zuckt die „Grenze zwischen Demokratischem Berlin und Westberlin“ über den Stadtplan, der 1957 vom VEB Landkartenverlag veröffentlicht wurde. „Westberlin“ oder „WestBerlin“ – daran schieden sich in den kommenden Jahrzehnten die Geister. Kein Bindestrich oder doch einer – das signalisierte, ob man die Aufteilung in Ost und West als endgültig oder als befristet ansah. Ob man die Westhälfte als besondere politische Einheit verstand, deren Ansprüche auf Wiedervereinigung man mit Weglassen des Bindestrichs schroff zurückweisen müsse, oder als künstliche, vorübergehende Teilung.

Unbestreitbar aber war, dass die beiden Teile immer weiter auseinander driften. Am 21./22. April 1946 hatte im Admiralspalast in der Friedrichstraße, vorübergehend von der Staatsoper und ab 1955 vom Metropol-Theater genutzt, der Vereinigungsparteitag von KPD und SPD zur SED stattgefunden – ein erster entscheidender Schritt zur politischen Trennung. Mittlerweile gab es einen Oberbürgermeister (Ost) und einen Regierenden Bürgermeister (West). Ins ohnehin ramponierte Stadtbild wurden neue Wunden geschlagen: Wo einst das Stadtschloss gestanden hatte, war jetzt nur noch eine Freifläche für Massendemonstrationen. In der Stalinallee schoben sich die Bauten der sozialistischen Baukunst in die Höhe, im Westen antwortete man mit dem Hansaviertel. Selbst mit Straßennamen wurde Kartenpolitik gemacht: Die zentrale Straße durch den Tiergarten hieß im Osten noch Charlottenburger Chaussee. Im Westen war daraus längst die Straße des 17. Juni geworden.ac

Eine Zugabe zur „Zeitreise durch Berlin“ erscheint am 28. Dezember. Sie behandelt die kartographischen Auswirkungen von Mauerbau und -fall aufs Berliner Kartenwesen, ein historischer Stadtplan liegt nicht mehr bei. Alle acht in den letzten Wochen beigelegten Pläne sind in der Tagesspiegel-Geschäftsstelle, Potsdamer Straße 81-83 in Tiergarten, zu kaufen, in Kunstdruckqualität und ungefaltet. Ein kleiner Plan (A3) kostet 5 €, ein großer (A1) 8 €. Öffnungszeiten: Mo bis Do 9 bis 18 Uhr, Freitag 9 bis 16 Uhr (am 24.12. und 31.12.02 geschlossen). Info-Telefon (030) 26009-514.

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